Donnerstag, 19. Dezember 2019

„Thilo und Benedikt“ von Rotraud Falke-Held




Die Thilo-Geschichten

Auf der Wewelsburg ist Weihnachtsmarkt. Aber einer interessiert sich nicht für all die schön geschmückten Buden mit Weihnachtsschmuck, Spielsachen, Lebkuchen oder Kakao. Das ist Thilo. Ihn interessiert nur eines: Im Kaminzimmer werden spannende Weihnachtsgeschichten vorgelesen, die in längst vergangenen Zeiten spielen.
Thilo gerät auf magische Weise selbst in die Abenteuer hinein.

Thilo erlebt insgesamt 2 Abenteuer.
Thilo und Benedikt entführt die Leser in die Ritterzeit, während Thilo und Markus zur Zeit von Christi Geburt spielt.
Beide Geschichten sind im DIN-A4 Format gedruckt und haben 42 Seiten.
Die schönen großen Schwarz-weiß Bilder haben die Schüler und Schülerinnen der damaligen Klasse 6c des Mauritius Gymnasiums in Büren gezeichnet.                                   
Diese Geschichten gibt es nur direkt bei mir. www.rotraud-falke-held.de            



Leseprobe aus „Thilo und Benedikt“ 
eine Weihnachtsgeschichte zur Ritterzeit

Auf der Wewelsburg war Weihnachtsmarkt. Alles war weihnachtlich geschmückt mit Tannengrün, bunten Lichtern und Kugeln.
Vor der Burg und im Innenhof standen kleine Verkaufshütten mit Spielzeug, Töpferwaren, Weihnachtsschmuck aus Holz, Glas oder Tonpappe. Es gab Buden mit Waffeln, Würstchen oder Pizza, mit Limonade oder Kakao.
Es hatte noch nicht geschneit, aber es war winterlich kalt. Irgendwie passte alles. Von  irgendwoher tönte „Leise rieselt der Schnee…“ Die Menschen schlenderten gemächlich über den malerischen Markt. Die Stimmung war friedlich. Weihnachtlich eben.
Aber einen interessierte das alles nicht. Das war Thilo.
Ihn interessierte nur eins: In der Wewelsburg wurden Geschichten am Kamin vorgelesen - Adventgeschichten von früher, aus einer anderen Zeit. Da konnte man sich richtig wegträumen. Das war viel interessanter als aller Weihnachtsschmuck und Spielzeug.
Und Hunger oder Durst hatte er sowieso nicht. Schnurstracks stürmte er in das große Kaminzimmer der Burg.
Hoffentlich war er nicht zu spät.
Als er hineinstürmte, waren schon viele Kinder versammelt. Im Kamin knisterte das Feuer und eine Frau in mittelalterlicher Kleidung saß auf einem alten Sofa. Auf dem Schoß hatte sie ein dickes Buch. Die Kinder saßen auf großen Kissen davor.
„Hallo, möchtest du auch zuhören?“ fragte die Frau freundlich.
Thilo nickte.
Dann setz dich. Du kannst dir da vorne ein Kissen nehmen.“
Sie zeigte auf den kleinen Stapel, der noch übrig war.
Thilo nahm sich eines und setzte sich im Schneidersitz darauf. Leider weiter weg von der Vorleserin, als er es gehofft hatte. Aber er konnte sich ja jetzt nicht nach vorne drängeln.
Die Frau begann zu lesen und Thilo merkte, dass es egal war, wo er saß. Die Stimme klang gut und laut. Er schloss die Augen und ließ sich in die Geschichte fallen. Es ging um den Ritterjungen Benedikt. Und sie spielte natürlich in der Weihnachtszeit.
Plötzlich erschrak Thilo. Die Flammen im Kamin loderten stärker auf als zuvor. Sie züngelten aus dem Kamin heraus und nahmen Gestalt an. Ein Feuergeist? Unsinn! Thilo schüttelte sich.
Er versuchte, sich auf die Stimme der Frau zu konzentrieren, aber er hörte sie nicht mehr.
Stattdessen hörte er andere Stimmen und Schuhgeklapper auf dem kahlen Steinfußboden. Er öffnete die Augen. Wo war er? Verwirrt sah er sich um. Er war nicht mehr in der Wewelsburg. Oder… Doch!
Es war die Wewelsburg! Aber irgendetwas war anders – ganz anders.
Er sah an sich herunter, betrachtete seine Ärmel. Was um alles in der Welt hatte er an? Grobe Wolle. Ein sackartiges Oberteil. Eine Frau trat an den Kamin. Sie trug die übliche Tunika der Frauen aus dem Mittelalter. So, wie die Vorleserin eine getragen hatte.
Oh mein Gott! Plötzlich wurde ihm klar, was geschehen war.
Er war am richtigen Ort, aber nicht in der richtigen Zeit. Er war im 15. Jahrhundert gelandet. In Benedikt´s Zeit.
Aber wie war das möglich? Er schüttelte sich. Es war gar nicht möglich. Das war ja totaler Unsinn.
„Benedikt, mein Schatz“, sagte die Frau. „Was tust du hier?“
„Ich….“  Wer war er? War er Benedikt oder war er Thilo?
„Ich sitze einfach hier am Kamin.“
„Oh Benedikt, du bist ein Träumer. In diesen rauen Zeiten. Dabei bist du der Page deines Vaters. Hilf ihm lieber und sammele Feuerholz. Es wird knapp und der Winter ist hart. Und morgen ist Weihnachten. Am Tag Christi Geburt sollten wir keine groben Arbeiten verrichten. Also spute dich.“



Vita:
Rotraud Falke-Held entdeckte schon in der Grundschulzeit ihre Freude am Schreiben.
Doch zunächst absolvierte sie eine solide kaufmännische Ausbildung.
Nach der Geburt ihrer Kinder - in den Jahren 2000 und 2001 – gab sie ihre Berufstätigkeit auf. Sie begann, sich spannende Geschichten auszudenken – zunächst nur für ihre eigenen Kinder.
2009 erschien ihr erstes Kinderbuch „Der kleine Bär Tapp“ im Monolith Verlag.
Seither sind einige Kinder- und Jugendbücher von ihr erschienen und inzwischen auch Romane für Erwachsene.
Rotraud Falke-Held lebt mit ihrem Mann, zwei erwachsenen Kindern sowie zwei Hundedamen in Büren.
www.rotraud-falke-held.de