Mittwoch, 24. Dezember 2014

Die Weihnachtsgans von Martina Pawlak

Foto Eva Joachimsen

                                              
Helga Bachmann war es leid. Jedes Jahr am Heiligen Abend Kartoffelsalat und Würstchen zu essen, mochte zwar Tradition in ihrer Familie sein, aber in diesem Jahr sollte einmal etwas Besonderes auf den Tisch. Tagelang hatte Helga emsig in ihren Kochbüchern geblättert und war schließlich fündig geworden. Als Vorspeise würde es einen kleinen Salatteller geben. Danach gefüllte Gans, mit selbst gemachten Kartoffelklößen und Rotkohl. Und zum Nachtisch wollte sie ihren Mann Heinrich mit Vanilleeis und Rumtopffrüchten überraschen. Den Rumtopf hatte Helga bereits vor Monaten angesetzt. Heimlich natürlich, denn sie wollte ihren Heinrich keinesfalls auf den Gedanken bringen, verfrüht von den verbotenen Früchten zu naschen. Schon beim Gedanken an dieses Festmahl lief Helga das Wasser im Munde zusammen.

Der Zufall wollte es, dass Helga Bachmann wenige Tage vor Weihnachten einen Werbezettel in ihrem Briefkasten fand.
Aktion: Weihnachten mit Gans!
Zum heiligen Feste nur das Beste! 
Wunderbare Gänse* von Bauer Hänse!

Eine kleine Skizze zeigte den Weg zum Hänse-Hof und so machte sich Helga gleich auf, um eine Gans vorzubestellen.

Der kleine Hof machte einen ordentlichen Eindruck und die gut genährten Gänse, die neben dem schmucken Bauernhaus auf einer Wiese frei herumliefen, sahen ausgesprochen zufrieden und glücklich aus.
»Frau Bachmann, ich versichere Ihnen, Sie bekommen die frischeste Gans, die je eine Küche von innen gesehen hat. Selbstverständlich liefere ich Ihnen das Tier bis direkt vor die Haustür. Sie können also den Festtagen ganz gelassen und entspannt entgegensehen», versprach der Bauer und ein breites Lächeln zog sich über sein rundes und leicht gerötetes Gesicht.
Der Preis für die Gans war recht hoch, aber wer eine gewisse Qualität verlangt, muss auch bereit sein, dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Geschmacklich käme eine Tiefkühlgans sicher nicht an die Hänse-Gänse heran. Helga war zufrieden und zahlte.

Am Mittag des Heiligen Abends, der Weihnachtsbaum stand bereits geschmückt im Wohnzimmer, klingelte es an der Haustür. Helga stand in der Küche und bereitete gerade den Salat vor. Zwischendurch überprüfte sie immer mal wieder die Güte der einzelnen Bestandteile des Rumtopfs. Heinrich, der ihr hilfreich zur Seite stehen wollte, wurde von Helga aus der Küche geworfen. Sein Überprüfen stand leider in keinem Verhältnis zu den anderen anliegenden Arbeiten.

»Machst du mal bitte auf, Heinrich«, rief sie in Richtung Wohnzimmer. »Das wird Bauer Hänse mit der Gans sein.«  Heinrich legte seine Zeitung beiseite, ging zur Tür, öffnete und   … sah direkt in das schnäbelige Gesicht einer großen weißen Gans. Das Tier trug ein schwarzes Jacket und hatte eine ebenfalls schwarze Fliege um den Hals gebunden. Höflich lüpfte die Gans den winzigen Hut auf ihrem Kopf.
»Guten Tag. Gänserich, mein Name. Ich bin bestellt. Darf ich hereinkommen?« und ohne eine Antwort abzuwarten, schob sich die Gans … Verzeihung, der Gänserich … an Heinrich vorbei. Den Koffer, den der Gänserich unter seinen Flügel geklemmt hatte, bemerkte Heinrich erst, als der Vogel ihm das Gepäckstück einfach in die Hand drückte.

»Helga, die Gans ist da.«
»Hervorragend. Einen Moment, ich komme gleich.«
»Nicht Gans … Gänserich, einfach nur Herr Gänserich«, bemerkte Herr Gänserich förmlich. »Darf ich vielleicht ablegen?« Schon machte er Anstalten, seine Jacke auszuziehen und sah sich dabei interessiert im Flur um.
»Helgaaaa!«, brüllte Heinrich.
»Nun schrei doch nicht so. Macht sie wenigstens einen guten Eindruck?« Helga wischte die Hände an ihrer Schürze ab und trat in den Flur. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
  
»A-a-aber … «, stotterte sie, »aber das ist doch nicht möglich. Das soll die Gans sein?« »Gänserich«, verbesserte Herr Gänserich und streckte Helga zur Begrüßung seinen rechten Flügel entgegen. »Hübsch haben Sie es hier«, stellte er sachlich fest. »Sie gestatten, dass ich mich ein wenig umsehe und mich mit den Örtlichkeiten vertraut mache?« Und er watschelte gleich ins Wohnzimmer.

Heinrich zog Helga in die Küche und schloss die Tür.
»Bist du wahnsinnig, Frau? Was zum Henker hast du da bestellt?« Heinrich raufte sich die wenigen Haare, die ihm im Laufe der Zeit noch geblieben waren.
»Nur eine frische Gans«, gab Helga etwas hilflos zurück.
»Frischer geht es wohl kaum.« Der Sarkasmus in Heinrichs Stimme war nicht zu überhören. »Und was machen wir jetzt mit der frischen Gans?«
»Was sollen wir schon mir ihr machen?« Helga gewann langsam ihre Fassung zurück. »Du holst jetzt die Axt und haust dem Federvieh den Kopf ab.« Dabei machte sie eine eindeutige Handbewegung.
»Spinnst du? Ich soll dem Gänserich den Kopf abschlagen? Nein, meine Liebe, ich … », wollte Heinrich abwehren, aber Helga unterbrach ihn gleich.
»Stell dich nicht so an, mach es einfach. Sonst gibt es heute nichts zu essen.« Helga schob Heinrich eine leckere, rumgetränkte Frucht in den offenen Mund und ihn dabei aus der Küche.

Heinrich holte die Axt aus dem Stall und betrachtete missmutig die glänzende, scharfe Schneide. Ihm war übel. Er, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, sollte nun eine Gans … ähm … einen Gänserich umbringen? Mit schweißnassen Händen umklammerte Heinrich den Griff der Axt und schlich in den Flur. Leise öffnete er die Wohnzimmertür und hob die Axt über seinen Kopf.  Herr Gänserich saß friedlich auf dem Sofa und sah fern.Verdutzt ließ Heinrich die Axt wieder sinken.
Der Gänserich drehte sich zu ihm um. Schnell versteckte Heinrich die Axt hinter seinem Rücken. »Oh, Herr Bachmann. Möchten Sie sich vielleicht zu mir setzen?«, fragte der weiße Vogel höflich. »Es läuft gerade 'Ist das Leben nicht schön?'. Ich liebe diese alten Klassiker.« Ein wohliges Schnattern entwich seinem Schnabel.
»Nein, vielen Dank … später vielleicht«, lehnte Heinrich ab. »Ich wollte … ja was wollte ich eigentlich? Ach so, ich wollte nur fragen, ob ich Ihnen vielleicht etwas anbieten kann?«
»Danke, im Augenblick bin ich noch gut versorgt.« Herr Gänserich wies auf den Teller mit den Weihnachtsplätzchen, von dem er sich bereits bedient hatte. »Wenn mir etwas fehlt, sage ich Ihnen Bescheid. Ist das in Ordnung?« Seine kleinen schwarzen Knopfaugen funkelten und fast sah es so aus, als würde er seinen Schnabel zu einem Lächeln verziehen. 
Verflixt noch mal dachte Heinrich. So funktioniert das nicht. Er konnte doch nicht am Heiligen Abend einem friedlich fernsehenden Gänserich den Kopf abschlagen. Nein, das brachte er einfach nicht fertig.
Herr Gänserich widmete sich wieder dem Fernsehprogramm und Heinrich schlurfte mit hängenden Schultern zurück in die Küche.

»Und?« Helga schluckte schnell die Kirsche herunter, die sie sich gerade eben aus dem Rumtopf gefischt hatte. »Wo ist der Gänserich?«
»Immer noch im Wohnzimmer.«
»Was macht der denn noch im Wohnzimmer? Du solltest doch …«
»Er sieht fern.«
»Was sieht er????«
»Ist das Leben nicht schön?«
»Ich wollte nicht wissen, was … ach, du bist ein erbärmlicher Feigling, Heinrich. Los gib her.« Helga riss Heinrich die Axt aus der Hand. »Wenn man nicht alles selber macht.« Ärgerlich stürmte sie an Heinrich vorbei. Frustriert suchte Heinrich nach einer Erdbeere. Die fand er besonders lecker. Die Pflaumen schmeckten aber auch nicht übel, stellte er ganz nebenbei schmatzend fest.
Helga hatte inzwischen axtschwingend das Wohnzimmer erreicht und stieß nun die Tür mit Schwung auf.

»Psssst!« Herr Gänserich legte die Flügelspitzen an den Schnabel. »Jetzt kommt die schönste Stelle.
Hören Sie nur 'Immer, wenn ein Glöckchen klingelt, bekommt ein Engel seine Flügel'. Ach, ich bin immer wieder ganz gerührt.« Und er wischte sich eine Träne aus den Augen.
Ein weinender Gänserich … das war zu viel für Helga. Die Axt rutschte ihr aus den Händen und fiel polternd zu Boden. Helga machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück in die Küche. Dort ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und brach in Tränen aus.
»Was ist denn los?« Heinrich ließ genüsslich eine Himbeere im Mund zergehen.
»Ich kann es nicht. Ich kann dem Gänserich keine Feder krümmen«, schluchzte Helga. »Dabei hatte ich mich doch schon so auf den Gänsebraten gefreut. Was machen wir denn jetzt?« Verzweifelt sah Helga ihren Mann an, der ihr tröstend eine Weintraube in den Mund steckte.
»Wie wäre es mit Kartoffelsalat und Würstchen?« Herr Gänserich hatte leise die Küche betreten und strich Helga nun sanft mit seinen Flügeln über den Kopf.
 »Aber ich hatte Sie doch extra zum Braten bestellt, Herr Gänserich. Da sehen Sie … der Bräter steht schon für Sie bereit.« Helga wies auf den großen Schmortopf auf dem Herd.
Herr Gänserich reckte den Hals. »Aber Frau Bachmann, Sie glauben doch wohl nicht allen Ernstes, dass ich in diesen Topf klettere. Nun sagen Sie bloß, Sie wollten mich  verspeisen?« Vorwurfsvoll sah Herr Gänserich Helga an.
»Ja, deswegen hatte ich Sie doch vorbestellt, Herr Gänserich. Und weil ich auf ein besonders frisches Exemplar wert gelegt habe, war ich bei Bauer Hänse. 'Wunderbare Gänse von Bauer Hänse'. Genau das hat auf dem Zettel gestanden. Ich weiß es noch genau.« Helgas Stimme vibrierte und sie schnaubte lautstark in ein Taschentuch.
»Frau Bachmann, Sie sollten sich für Ihre Absichten schämen. Und Sie ebenfalls, Herr Bachmann, denn immerhin haben Sie Ihre Frau bei ihrem hinterhältigem Plan unterstützt. So eine Tat gehört sich einfach nicht. Schon gar nicht an Weihnachten.« Herr Gänserich war nun wirklich etwas ungehalten und sah das Ehepaar Bachmann streng an.
»Haben Sie denn nicht das Kleingedruckte gelesen? Sie müssten doch wissen, dass man IMMER das Kleingedruckte lesen sollte.« Mit einem schnellen Flügelschlag zog der Gänserich einen dieser Werbezettel von Bauer Hänse aus seinem Gefieder hervor.

Aktion Weihnachten mit Gans!
Zum heiligen Feste nur das Beste!
Wunderbare Gänse* von Bauer Hänse“

*NICHT ZUM VERZEHR GEEIGNET!
Teilnehmer der Aktion 'Weihnachten mit Gans' verpflichten  sich, das ihnen überlassene Tier für die Dauer der Weihnachtsfeiertage bei sich aufzunehmen, es auf eigene Kosten zu versorgen und ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Nach Beendigung der Aktion entscheidet ausschließlich das Tier, ob es beim Teilnehmer bis zu seinem natürlichen Ableben verbleibt oder unverzüglich und selbstverständlich unversehrt dem Vermittler … hier: Bauer Hänse … übergeben wird.
Wir wünschen viel Vergnügen bei der Aktion 'Weihnachten mit Gans' und ein gesegnetes Weihnachtsfest.

»Helga!! Hast Du etwa wieder aus Eitelkeit Deine Brille nicht aufgesetzt?«, schimpfte Heinrich.
Helga zuckte nur mit den Schultern.
»Herr Gänserich, ich möchte mich in aller Form bei Ihnen für dieses Missverständnis entschuldigen«, sagte Heinrich zerknirscht und bot Herrn Gänserich schnell einige Johannisbeeren an.
»Schon gut, ich habe ja noch alle Federn beisammen«, nuschelte der mit Beeren gefüllte Schnabel des Vogels. »Ich schlage vor, Sie bereiten jetzt den Kartoffelsalat zu, Frau Bachmann. Ich decke in der Zwischenzeit den Tisch. Herr Bachmann, Sie sind mir doch sicher behilflich dabei.« Das Angebot des Gänserichs klang versöhnlich und er watschelte wieder ins Wohnzimmer.
Helga und Heinrich blieben etwas beschämt in der Küche zurück.
»Herr Gänserich ist wirklich ein kluger Gänserich und Gott sei Dank nicht nachtragend«, stellte Heinrich fest. »Ich geh ihm mal zur Hand oder besser gesagt zum Flügel.«
Helga nickte und begann, die Zutaten für den Kartoffelsalat klein zu schneiden.

Es wurde der merkwürdigste und zugleich wunderbarste Heiligabend, den Bachmanns je erlebt hatten. Helgas Kartoffelsalat schmeckte wie immer sensationell und wurde von Herrn Gänserich in höchsten Schnatterlauten gelobt. Zum Nachtisch gab es Vanilleeis … ohne Rumtopffrüchte. Offensichtlich hatten diese die Aufregung am Nachmittag nicht überlebt.
Nach dem Essen fand die Bescherung statt. Auch Herr Gänserich war nicht mit leeren Flügeln gekommen. Aus seinem Köfferchen zauberte er einige hübsch verpackte Päckchen, die er feierlich Helga und Heinrich überreichte.
Im Verlauf des Abends erwies sich Herr Gänserich, der bis dahin etwas steif dahergekommen war, als ausgesprochen unterhaltsamer Vogel. Ob es nun am Zauber der Weihnacht lag oder an dem nun fruchtlosen Rumtopf, in den er oft und gerne seinen Schnabel steckte, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Aber es heißt, Herr Gänserich habe laut gesungen und zu später Stunde noch ausgelassen mit Helga getanzt.

Was tatsächlich an diesem Abend passiert ist, konnte am 1. Weihnachtstag niemand mehr genau beantworten. Heinrich meinte, er hätte in der Nacht einen großen, mit Pyjama bekleideten, tief schlafenden Vogel auf dem Sofa gesehen. Helga glaubte, sie hätte Schnattergeräusche, die ähnlich wie »White Christmas« geklungen haben, gehört.
Da beides vollkommen lächerlich klang, beschlossen Helga und Heinrich, nie wieder ein Wort über diesen Abend zu verlieren und akzeptierten stillschweigend den stattlichen Gänserich, der seitdem  im Garten der Bachmanns lebte und nie einen Bräter von innen sah.

© 2014 Martina Pawlak




Martina Pawlak, schreibt seit einigen Jahren auf diversen Internetplattformen (überwiegend unter Pseudonym) Kurz- und Kindergeschichten. So entstanden im Laufe der Zeit auch zahlreiche Fabeln, von denen mittlerweile einige in einem Buch zusammengefasst und veröffentlicht wurden. Hinzu kamen weitere eBooks für Kinder. Ebenfalls wurden einige Geschichten in mehreren Anthologien aufgenommen. Besonders ins Herz geschlossen hat die Autorin allerdings das ängstliche Gespenst Paul aus der Reihe »Ein Gespenst im Flatterhemd«. Inzwischen gibt es drei Abenteuer des furchtsamen Geistes, weitere sind in Planung. Außerdem gibt es zu der Buchreihe »Ein Gespenst im Flatterhemd« eine eigene Facebook-Seite
https://www.facebook.com/pages/Ein-Gespenst-im-Flatterhemd/643146915758052?ref=hl

Die Autorin, geboren 1967, ist verheiratet und lebt mit Mann, zwei  Söhnen und einer Katze am Rande des nördlichen Ruhrgebietes,
Weitere Informationen zu den Veröffentlichungen findet man unter:
http://martinasbuecherkiste.npage.de
 


Dienstag, 23. Dezember 2014

Der Stein der Riesen von Karim Pieritz




 Es ist Weihnachten und Michael, Tim, Jan und Purzel wollen das Bärenmädchen Sali besuchen. Sie soll bei einer großen Feier im Kolosseum der Kristallstadt zur Zauberin ernannt werden. Die Jungs fliegen mit einem Weihnachtsschlitten nach Himmelblau und stürzen am Leuchtturm der Abenteuer ab. Irgendetwas ist geschehen und die Magie funktioniert nicht mehr richtig!

Am Leuchtturm begegnet ihnen Sali. Sie erzählt, dass ein böser Drache der Bruderschaft ihre Mutter in einer Höhle auf dem grünen Mond in eine Eisstatue verwandelt hat. Alle Leute in der Kristallstadt, darunter der König und Purzels Eltern, hat er auch eingefroren. Zusätzlich ist ein Piratenschiff mit einem magischen Stein der Riesen unterwegs zur Pyramide auf der dunklen Seite. Wenn der Stein dort ankommt, ist Himmelblau in großer Gefahr!

Doch es gibt Hoffnung. Eine singende Murmel der Riesen könnte die Eingefrorenen retten. Aber die Kinder müssen auch das Piratenschiff aufhalten und Salis Mutter aus der Drachenhöhle befreien!

Wird es unseren Helden gelingen, diese Abenteuer zu bestehen? Begleitet sie auf ihrer unglaublichen Reise in den Norden zu den Riesen. Wo Bäume keine Bäume sind und sich Berge bei Mondaufgang in die Lüfte erheben. An den Ort, wo die Magie Himmelblaus zuhause ist und ein ewiger Regenbogen am Nordpol direkt in den Himmel führt.

Das Spielzeugparadies

Es ist Weihnachtszeit und Immergrün liegt unter einer dichten Schneedecke. Gaslaternen tauchen die Stadt in ein warmes Licht und über die schneebedeckten Straßen ziehen Mütter und Väter ihre Kinder auf Schlitten in die festlich geschmückte Innenstadt. Viele Geschäfte laden die Passanten zu einem Schaufensterbummel ein, darunter ist auch das Spielzeugparadies, der Traum jeden Kindes in Immergrün. Am Vormittag des Heiligen Abends ist ein Besuch dort jedoch der Albtraum der Eltern, denn kein Kind will freiwillig wieder gehen. Ein prächtiger Weihnachtsbaum steht am Eingang des großen Ladens und bunt dekorierte Gänge führen zu den Spielsachen für Jungen und Mädchen.
Der 9-jährige Elfenjunge Purzel besucht seit einigen Wochen seinen Freund Michael auf der Erde. Um nicht aufzufallen, versteckt Purzel seine Flügel unter dem dicken Wollpullover, den ihm Michaels Mutter zum Nikolaus geschenkt hat. Wenn er den bunten Leuchtturm darauf anschaut, bekommt er großes Heimweh. Ob ihn seine Eltern nach der langen Zeit noch wiedererkennen? Wie mag es ihnen gehen? Wer weiß, was die böse Bruderschaft vom grünen Mond gerade ausheckt? Diese Fragen quälen ihn und er denkt immer öfter an die Rückkehr in vier Wochen. Wie schön wäre es, wenn er vorher kurz zuhause nachsehen könnte. Um ihn etwas aufzumuntern, hat Michael ihn in das Spielzeugparadies mitgenommen. "Hier ist ein geheimes Zwischenlager eines magischen Wesens, das am Nordpol Geschenke herstellt und diese auf der Erde verteilt", hat Michael erzählt. Als Purzel gefragt hat, ob das Wesen das alles alleine macht, hat er geantwortet: "Ihm helfen andere Wesen mit spitzen Ohren." Dann hat er gelacht. Das hat Purzel nicht verstanden - bis jetzt!
Purzel steht vor einem Schlitten, vor den paarweise vier bunte Pferdefiguren gespannt sind. Darin sitzen zwei Figuren: ein dicker Mann in einem roten Bademantel mit einem langen weißen Vollbart und vor ihm auf dem Kutschbock ein kleines Wesen mit spitzen Ohren. Purzel lächelt grimmig. "Ihr werdet was erleben", sagt er und zieht Jacke und Pullover aus.
*
Der 9-jährige Eduardo ist im Sommer mit seinem Vater in Amerika gewesen. Dort hat er viele Abenteuer erlebt, von denen er gerne seinem Freund Michael erzählt. Beide laufen gemeinsam durch einen Gang des Spielzeugparadieses. Sie stoppen bei einem Roboter aus kleinen Bausteinen, der ihnen bis zum Bauchnabel reicht.
"R2D2 würde in meinem Zimmer cool aussehen", sagt Michael.
"Solange er nicht mit Atombomben wirft", sagt Eduardo.
"Wie denn?", fragt Michael und grinst. "Er hat doch gar keine Arme.
"Die schießt er einfach aus einer Klappe im Bauch", antwortet Eduardo und lacht.
"Es ist so krass, dass du den Bärenkampfroboter auf dem Mars gesehen hast", sagt Michael. "Haben die Wissenschaftler wirklich nichts bemerkt?"
"Nee", antwortet Eduardo. "Aber seit der Atomexplosion regnet es auf dem Mars und das haben sie bemerkt."
"Echt jetzt?", staunt Michael.
"Ja, aber das ist geheim", flüstert Eduardo.
"Was ist geheim?", fragt eine Jungenstimme hinter ihnen.
Michael dreht sich um und erkennt Tim und Jan. "Die Sache mit dem Leben auf dem Mars", antwortet er. "Und die Sache mit der magischen Taschenlampe."
"Und dass Purzel Flügel hat", sagt Tim und grinst. "Wo ist er überhaupt?"
Die Kinder schauen sich um. "Verschwunden", sagt Eduardo.
"Oh nein", stöhnt Michael. "Er kennt sich hier doch nicht aus."
"Okay", sagt Tim, "wir suchen ihn. Ihr geht da lang und Jan und ich durchsuchen diesen Gang."
"Wieso sollen wir da suchen?", fragt Eduardo. "Da gibt's doch nur langweiliges Mädchenzeug."
"Ist schon okay", sagt Michael. "Wir wollen ja nix kaufen."
*
Michael und Eduardo gehen an zahllosen Puppen, Spielküchen und Regalen mit rosafarbenen Kartons vorbei. Eduardo bleibt stehen und starrt ungläubig auf das Preisschild an einem kleinen Palast mit Türmen. "Guck mal, was das Teil kostet", ruft er.
Michael schaut hin und schüttelt den Kopf. "Da bekommt man ja einen halben Todesstern für."
"Dann nehme ich lieber den halben Todesstern", sagt Eduardo.
Sie gehen weiter und halten bei einem Weihnachtsschlitten an, in dem eine Elfen- und eine Weihnachtsmannfigur sitzen.
"Wo kann Purzel nur sein?", fragt Michael und lehnt sich an den Schlitten.
"Ho ho ho", sagt eine Stimme.
"Cool", sagt Eduardo. "Die Figuren haben Lautsprecher."
"Er muss doch hier irgendwo sein", sagt Michael. "Lass uns weitersuchen."
Nachdem sie alle Gänge mit Mädchen-Spielzeug abgesucht haben, bleiben sie mit hängenden Köpfen stehen.
"Mist", schimpft Michael. "Wir gehen jetzt in die Jungs-Abteilung. Vielleicht haben Tim und Jan ihn gefunden."
Tim und Jan sind leicht zu finden, denn schon von Weitem kann man sie hören.
"Wenn ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid ihr mein Feind!", schreit Jan und bedroht Tim mit einem leuchtenden Lichtschwert.
"Es ist vorbei Anakin. Ich stehe deutlich über dir", antwortet Tim und sein Lichtschwert knallt auf Jans.
"Na toll", schimpft Michael. "Ihr wolltet doch Purzel suchen."
"Ihr unterschätzt meine Macht", ruft Jan, ohne auf ihn zu achten.
"Ho ho ho", dröhnt eine sehr laute Stimme und alle Jungs erstarren.
"Das kam aus dem Gang mit dem Schlitten", sagt Eduardo und rennt los. Jan und Tim legen ihre Lichtschwerter ins Regal zurück und folgen ihm.
"Natürlich", ruft Michael und klatscht seine Hand gegen die Stirn, "der Weihnachtself, der hatte ja Flügel! Wie konnte ich das übersehen?" Dann läuft auch er los.


Karim Pieritz lebt mit seiner Familie in Berlin. Sein Sohn weckte seine kreative Seite und so er erfand das Universum um den Leuchtturm der Abenteuer.

Webseite & Shop:   www.leuchtturm-abenteuer.de
Blog:                          www.karimpieritz.de
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Montag, 22. Dezember 2014

Weihnachtsglocken von Helga Rikken

Bild Helga Rikken
Weihnachtsglocken

Es läuten die Glocken zur Weihnachtszeit,
Schnee, er rieselt leis´ hernieder –
Flocken verkünden weit und breit,
Weihnacht – ist bald wieder.

Glockenklang in weiter Ferne,
ertönet im Duettgesang –
die Schwingung singt im Glanz der Sterne,
Weihnacht -  schallt es Jahrelang.

So sollten wir den Klang empfinden,
der uns´re  Seele glücklich macht –
im grünen Kranz den Frieden binden,
Weihnacht – bringt die heil´ge Nacht.

Helga Rikken


Bild Helga Rikken






Am 9.01.1930 erblickte ich in Kleve am Niederrhein das Licht der Welt.
Durch die Versetzung meines Vaters, zogen wir nach Krefeld und später nach Posen. Von dort aus flüchteten wir wieder zurück in die Heimatstadt Kleve. Durch meinen Mann endete die Reise in Viersen-Süchteln.
Fünfzehn Jahre lang machte mir die Arbeit in der Jugenpsychiatrie im Bereich der Psychomotorik sehr viel Freude. Wenn die Belastung zu groß wurde, schrieb ich mir Kummer und Leid von der Seele. Als unser Enkelkind Jan das Licht der Welt erblickte, blieb ich zu Hause, um stundenweise für den Nachwuchs zu sorgen. Außerdem wurde das Schreiben, Malen und das Musizieren zu meiner Freizeitbeschäftigung.
Homepage
www.helga-rikken.de