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Lucy wohnte mit ihren Eltern und ihrem
Bruder Jonathan in einem Haus am Wald. Sie freute sich auf Weihnachten und
möchte unbedingt das Christkind sehen. Sie überlegte, dass es ja wohl im Wald
wohnen würde, packte ihren Rucksack voll mit Äpfeln und Nüssen und machte sich
frühmorgens, als alle noch schliefen, auf den Weg.
Mit ihren roten
Stiefeln stapfte sie durch den hohen Schnee, es hatte die ganze Nacht lang
geschneit und es war bitterkalt. Im Wald war es sehr dunkel und die Zweige der
Bäume waren schneebehangen. Sie lief durch das Dickicht und traf ein Reh.
„Weißt du wo das
Christkind wohnt“, fragte sie das Reh.
„Das Christkind wohnt
im Märchenwald und man kann es nur sehen, wenn es dies will“, sprach das Reh.
„Und wie finde ich den
Märchenwald?“, fragte Lucy.
„Immer geradeaus und
siehst du den Weihnachtsstern am Himmel, wenn der Stern immer größer wird und
du irgendwann unter ihm stehst, bist du angekommen. Aber was duftet so aus
deinem Rucksack, es riecht nach Äpfeln. Ich habe schon solange keinen Apfel
mehr gegessen!“, sagte das Reh.
„Ich schenke dir meine
Äpfel“, sprach Lucy, öffnete ihren Rucksack und legte dem Reh zwei rotbackige
Äpfel in den Schnee.
„Frohe Weihnachten“,
sagte sie fröhlich und stapfte weiter in Richtung Weihnachtsstern. Frohen Mutes
lief sie eine ganze Weile, als sie ein Eichhörnchen traf.
„Hast du schon einmal
das Christkind gesehen“, fragte Lucy das Eichhörnchen.
„Aber ja, das
Christkind wohnt im Märchenwald und es ist wunderschön. Sag mal, du riechst so
nach Nüssen und ich habe schon solange keine Nüsse mehr gegessen“, antwortete
das Eichhörnchen.
„Ich schenke dir meine
Nüsse“, sprach Lucy, öffnete ihren Rucksack und legte dem Eichhörnchen ihre
Nüsse in den Schnee.
„Frohe Weihnachten“,
sagte sie fröhlich und stapfte weiter in Richtung Weihnachtsstern. Sie lief
eine ganze Weile und traf einen Hasen.
„Weißt du wo das
Christkind wohnt“, fragte Lucy.
„Natürlich weiß ich wo
das Christkind wohnt, es wohnt im Märchenwald und ist weiß wie Schnee. So einen
schönen Schal wie du hätte ich aber auch gerne. Mir ist immer kalt“, sprach der
Hase.
„Ich schenke dir meinen
Schal“, sagte Lucy, wickelte ihren Schal von ihrem Hals und band ihn dem Hasen
um.
„Frohe
Weihnachten“, sagte sie und lief fröhlich weiter.
Eine Windböe fegte
durch den Wald und wehte Lucys Mütze von ihrem Kopf bis hoch in eine Tanne, wo
sie hängenblieb.
`Vielleicht kann ja ein
Tier, welches auch friert, meine Mütze gebrauchen`, dachte Lucy und lief
weiter.
Mittlerweile verspürte
Lucy Hunger und ihr war kalt aber der Weihnachtsstern war noch immer ein Stück
weit weg und sie lief tapfer weiter. Ihre Backen waren rot vor Kälte und sie
nahm ein wenig Schnee von den Zweigen und lutschte daran, um ihren Durst zu
löschen. Als sie hoch in den Himmel blickte stand der Weihnachtsstern plötzlich
über sie und Lucy rief: „Liebes Christkind, ich bin Lucy und möchte dich einmal
sehen!“
Der Himmel erhellte
sich und es regnete Sternenstaub, der in einer warmen Wolke um sie glitt. Es
wurde ihr ganz warm ums Herz und plötzlich stand das Christkind mitten im Schnee. Es war wunderschön.
„So einen weiten Weg
bist du alleine gegangen um mich zu sehen?“, fragte das Christkind.
Lucy strahlte über ihr
ganzes Gesicht, glücklich das Christkind gefunden zu haben.
Das Christkind stülpte
Lucy eine Mütze über und band ihr einen warmen Schal um, es gab ihr eine heiße
Tasse Christkindeltee und ein Himmelsbrot mit Sternenstaub. Es war das
köstlichste Brot, welches Lucy je gegessen hatte.
„Liebes Christkind, ich
wünsche mir so sehr einen Hund und meine Eltern wollen keinen Hund. Kannst du
mir helfen!“, fragte Lucy.
„Mal sehen, was sich da
machen lässt“, lächelte das Christkind und zauberte das Reh herbei, band es vor
einen Schlitten und gebot ihm Lucy sicher nach Hause zu bringen.
Das Reh schwebte nur so
durch den Wald. Der Hase stand am Wegesrand mit Lucys dicken roten Schal um den
Hals. Lucy winkte ihm zu. Geschwind setzte das Reh Lucy vor ihrem zu Hause ab.
Als Lucy ihre Stiefel im Flur auszog, schaute ihre Mutter aus der Küche:
„Was hast du so früh
morgens schon draußen gemacht!“
„Ich habe das
Christkind besucht“, sagte Lucy und packte ihre Schultasche.
Drei Tage später am
Heiligen Abend kam ihre Tante Erna zu Besuch in Begleitung ihres Hundes Jack.
Sie bat Lucys Eltern ihren Hund zu behalten, da sie in ein Altersheim ziehen
würde und sie so Jack ab und zu noch sehen konnte. Lucy konnte ihr Glück gar
nicht fassen, sie mochte Jack schon immer sehr gerne und würde ihn nie wieder
hergeben. Sie dachte: „Danke liebes Christkind!“
Für
Lucy war Jack das Schönste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten.
Mit ihrem Mann hat sie mehr als zwanzig Jahre lang eine Schäferei betrieben und ihre fünf Töchter
großgezogen. Sie schreibt gerne für Groß und Klein. Bei ihren Spaziergängen am Meer entstand
z.B. die Geschichte Piet und Polly Die Piratenkinder. Die Kurzgeschichte Lucy sucht das Christkind
hat sie zu Weihnachten 2016 für ihre Enkel geschrieben.