Foto von Eva Joachimsen |
Jedes
Jahr herrscht zu Weihnachten der gleiche Stress. Mutter flippt wieder aus. Alles
muss auf Hochglanz poliert sein, selbst Levkes Zimmer. Tagelang haben sie
deshalb gestritten. Im letzten Augenblick kommt Panik auf, nur weil die Soße
nicht ganz perfekt ist. Merkt doch sowieso keiner.
Immerhin
ist Oma lieb. Sie hilft schon seit Tagen und lobt nach der Bescherung die
tollen Geschenke. Das Handy wäre genau richtig, damit sie im Notfall auch
unterwegs Hilfe herbeirufen kann. Dafür meckert Tante Ilse nur und Großmutter
pflichtet ihr zu, früher war alles besser. Großvater versucht zu schlichten,
aber er hat eigentlich nie etwas zu sagen.
Warum
kann Vaters Mutter nicht genauso nett wie Mutters Mutter sein? Und warum müssen
die jedes Jahr bei ihnen feiern und das Fest verderben? Schließlich haben sie
auch noch eine Tochter. Aber Irmgard ist sicher froh, ihre Mutter Heiligabend
nicht zu Besuch zu haben. Und Mutter traut sich nicht, ihrer Schwiegermutter
abzusagen.
Der
Abend zieht sich. Immer diese langweiligen alten Geschichten. Levke kennt sie seit sie klein ist.
Mutter
ist schon kurz vor einem Anfall. Sicherheitshalber verabschieden sich Levke und
Nils um 23 Uhr. Großmutters „Heiligabend feiert man in der Familie! Anna, wie
kannst du nur zulassen, dass die Kinder dir einfach auf der Nase herumtanzen“,
hören sie noch im Treppenhaus, so schrill ist ihre Stimme.
„Puh,
länger hätte ich es nicht mehr ertragen“, stöhnt Levke, sobald sie auf der
Straße stehen.
In
der Disko treffen sie fast alle Freunde und begrüßen sich mit Umarmungen und
Küsschen. Sie stehen in einer Ecke und unterhalten sich. Levke freut sich, an
diesem Abend doch noch fröhliche Gesichter um sich herum zu sehen. Immer wieder
zieht es ihren Blick zur Tanzfläche. Dort fällt ein Paar auf, weil es so toll
tanzt.
„Wollen
wir auch? Du warst damals mit in der Tanzschule.“ Christian nickt Levke zu und
reicht ihr seine Hand. Levke legt ihre hinein und lässt sich auf die Fläche führen.
Richtig altmodisch kommt sie sich dabei vor. So wie in Omas Erzählungen.
Der
Discofox läuft gut, dann folgt Jive. Obwohl Levke schon viel vergessen hat,
klappt es, weil Christian gut führt. Den ganzen Abend tanzen sie. Als Levke und
Nils gehen, fragt Christian: „Hast du Lust, mit mir am Samstag zur Tanzparty in
der Tanzschule zu gehen?“
„Aber
ich besuche doch keine Kurse.“ Levkes Herz klopft. Sie möchte so gern mit
Christian tanzen.
„Macht
nichts, der Abend kostet fünf Euro Eintritt und es können auch Gäste kommen.“
Auf
dem Heimweg trällert Levke fröhlich vor sich hin. Nils Spott über die schiefen
Töne stören sie nicht. Sie freut sich auf die Tanzparty. So ein herrliches Weihnachtsfest
hat sie schon lange nicht mehr erlebt.