LESEPROBE
Eine kleine Hexe wird geboren
Es war der zwölfte Tag des zwölften Monats, als im
Haus des Holzfällers ein Kind geboren wurde. Dies wäre nichts Ungewöhnliches,
wenn die Mutter des Kindes keine Hexe wäre.
So aber war es eine kleine Hexe, die das Licht der
Welt erblickte.
Nur zwölf Tage später war Weihnachten. Von diesem,
seinem ersten Fest bekam das Kind noch gar nichts mit, denn dazu war es viel zu
klein. Trotzdem war es aber das Weihnachtsfest, welches die Zukunft der kleinen
Hexe entscheidend beeinflusste.
Zunächst begrüßte der Weihnachtsmann die neue
kleine Erdenbürgerin und hieß sie herzlich willkommen. Als er wieder
verschwunden war, wurde sie von zwei Feen besucht.
Es waren die Fee des Lichtes und die Waldfee.
Zunächst beugte sich die Fee des Lichtes über das
kleine Wesen, stellte eine Glaskugel neben ihm ab und schaute es verträumt an.
Just in diesem Moment entwich ein sehr feiner Silberstrahl ihren Augen und traf
genau die Lider des Kindes. Dabei sprach die Fee:
„Du wirst sehen, was anderen verborgen bleibt.“
Die Fee des Lichtes trat zurück und überließ der
Waldfee den Säugling.
Diese beugte sich ebenfalls hinunter zur kleinen
Hexe, legte einen Zauberstab neben ihr ab, nahm das Köpfchen in die Hände,
öffnete ihren Mund und blies ganz sanft einen zarten Nebel, zunächst auf die
Lippen und dann auf das linke und rechte Ohr der Kleinen. Dann sprach sie:
„Du wirst hören und sprechen, wie es ein Mensch nicht
vermag.“
Durch dieses Ritual gaben sie der kleinen Hexe
Fähigkeiten, die ihr, richtig angewandt, eine besondere Macht verliehen.
Es war aber nicht der einzige Grund des Besuches,
denn an diesem Tag sollte auch der Name des Kindes bestimmt werden und die
Eltern baten die Feen, dabei behilflich zu sein.
Nach kurzer Zeit einigten sie sich auf den Namen
Minni. Da jedoch die Feen Minnis Leben ab diesem Tag mitgestalteten, sollte der
Name auch stets an sie erinnern. Minni allein reichte dafür nicht aus und darum
wurde er ergänzt. Ab sofort hieß die kleine Hexe Minnifee.
Die Gaben, von den Feen gegeben,
gehören ab sofort zu Minnifees Leben.
Die Zeit verging und Minnifee feierte ihren dritten
Geburtstag. In diesem Alter begriff sie schon die Bedeutung von Weihnachten und
freute sich riesig darauf. Wohl aber auch, weil ihre Mutter, obwohl sie eine
Hexe war und köstliches Gebäck einfach herzaubern konnte, die Kekse auf
herkömmliche Weise zu backen pflegte. So zog dann immer ein herrlicher Duft
durchs ganze Haus.
Ein weiterer Grund, warum es für die kleine Hexe
die schönste Zeit des Jahres war lag darin, dass der Weihnachtsmann kam.
Minnifee liebte diesen alten, warmherzigen, guten Gesellen, mit seinem weißen
Rauschebart, wartete ungeduldig auf seinen Besuch und bereitete ihm einen
herzlichen Empfang. Der Weihnachtsmann und sie wurden die besten Freunde.
Minnifee bekommt ihren Hexenbesen
Zum fünften Geburtstag wartete eine ganz besondere
Überraschung auf Minnifee. Als sie am Morgen von ihren Eltern geweckt wurde und
diese ihr zum Geburtstag gratulierten, hielt die Mutter einen Besen in der
Hand, um den eine große rote Schleife gebunden war. Es war Minnifees erster
Flugbesen, den sie sich schon so lange gewünscht hatte. Mit ihrer Mutter war
sie ja schon öfter mitgeflogen, um das Gefühl dafür zu bekommen, aber wenn sie
fragte, ob sie nicht einen eigenen Besen bekommen könnte, wurde immer gesagt:
„Dafür bist du noch zu klein. Warte die Zeit ab.“
Nun war die Zeit gekommen und mit einem großen Satz
sprang Minnifee freudig aus ihrem Bettchen. Sogleich setzte sie sich auf den
Besen und machte im Zimmer ein paar holprige Startversuche.
„Na, da müssen wir wohl noch ein wenig üben“,
lachte ihre Mutter, nahm den Besen zunächst wieder an sich und alle gingen in die
Küche, wo ein üppig gedeckter Frühstückstisch auf sie wartete.
Von diesem Tag an ließ Minnifee ihrer Mutter keine
Ruhe und bettelte immer so lange, dass sie doch das Fliegen mit ihr üben
sollte, bis diese genervt nachgab.
Die kleine Hexe nervt so sehr,
bis Mutter gibt den Besen her.
Minnifee hatte großen Ehrgeiz und nach ein paar
Tagen und vielen Übungsstunden klappte es schon ganz gut. Nur in der Höhe
schwankte sie noch ein bisschen und lenkte etwas unsicher, was aber bestimmt
besser wurde, wenn sie fleißig weiter übte.
Neben dem Fliegen machte die Mutter sie aber auch
mit der Bedeutung der Glaskugel und des Zauberstabes vertraut, der Gegenstände,
die sie von den Feen bekommen hatte. Legte sie ihre Händchen an die Kugel,
begann diese zu leuchten und war für einen Zauber bereit. Wenn sie die Kugel
leicht mit dem Zauberstab berührte, erklang ein lieblicher Ton.
Doch es geschah noch etwas anderes, denn als
Minnifee zum ersten Mal den Zauberstab benutzt hatte, verstand sie plötzlich
das Miauen der Katze, die der Mutter gehörte.
„Ich habe Durst auf Milch. Kann ich bitte welche
bekommen?“ bettelte die Katze.
Minnifee drehte sich zu ihr herum und sprach sie
an:
„Du hast Durst und möchtest Milch?“
Die Katze hatte sie verstanden, denn sie kam nun zu
Minnifee, schmiegte sich schnurrend an ihr Bein und nickte mit dem Kopf.
Minnifee wusste nicht was sie davon halten sollte
und erzählte es ihrer Mutter. Diese klärte sie darüber auf und sagte, dass dies
eine Gabe war, die sie von der Waldfee erhalten hatte. Zaubergaben traten
jedoch erst in Kraft, wenn man die dazugehörigen Gegenstände benutzte, wie die
Glaskugel und den Zauberstab.
„Du hast mit dem Zauberstab die Glaskugel berührt
und kannst nun Stimmen hören und Sprachen sprechen, was kein anderer vermag.
Darum verstehst du die Tiere und kannst mit ihnen reden.
Auch die Glaskugel, die du von der Fee des Lichtes
bekommen hast, hat ihre Magie. Damit kannst du deine Gedanken real werden
lassen. Denkst du ganz stark an etwas und schaust dabei in die Kugel, erscheint
es in ihr und klopfst du dann leicht mit dem Stab dagegen und sagst einen
Zauberspruch, kommen die Dinge aus der Kugel heraus. Ebenso kannst du aber auch
an einen Ort gelangen, der durch deine Gedanken in der Kugel gezeigt wird.“
Mutter Hexe bemerkte, dass dies zuviel auf einmal
für ihre fünfjährige Tochter war, da diese sie inzwischen ungläubig, mit großen
Augen ansah. Darum sagte sie weiter:
„Keine Angst, Minnifee, für diese Dinge haben wir
noch Zeit. Nach und nach wirst du alles lernen. Im Augenblick lernen wir erst
einmal richtig zu fliegen, alles andere kommt später.“
Sogleich hellte sich Minnifees Miene auf, sie
schnappte sich ihren Besen, ging vor die Tür und übte fleißig weiter.
Aber auch etwas anderes wollte sie ausprobieren.
Darum ging sie in den nahen Wald, zu einigen Tieren und testete ihre Gabe, mit
ihnen zu sprechen.
Mit Tieren zu sprechen ist ein
Gewinn,
ich bin froh, dass ich eine Hexe
bin.
Der Weihnachtstag war da und Minnifee wollte nicht
warten bis der Weihnachtsmann durch ihren Kamin kam, sondern dieses Mal wollte
sie ihn schon sehen, wenn er mit dem Rentierschlitten angerauscht kam. Darum
ging sie hinter das Haus in den Garten und schaute hinauf in den Himmel.
Tatsächlich erblickte sie ihn im Mondlicht, aber er war noch so weit entfernt.
Bestimmt besuchte er zunächst noch andere Kinder. Da kam Minnifee eine Idee.
Sie wollte ihm entgegenfliegen. Flugs schnappte sie sich ihren Besen und stieg
auf in die Lüfte.
Dies hätte sie lieber bleiben lassen sollen, denn
als sie über dem Wald eine Kurve fliegen wollte, blieb sie an einem Tannenast
hängen, trudelte und stürzte ab.
Sie landete aber nicht auf dem Waldboden, sondern
fiel in eine tiefe Grube. Als sie von dort hinaufblickte, sah sie ihren Besen
am Grubenrand liegen, sodass sie ihn nicht erreichen konnte. Die Wände der
Grube waren glatt und boten keine Gelegenheit hinauszuklettern. Mit dem Besen
hätte sie rausfliegen können, aber so war sie in der Grube gefangen.
Mit einem Mal hörte sie ein leises Wimmern neben
sich und als sie genau hinschaute, sah sie ein Kätzchen, das sich ganz an die
Grubenwand gekauert hatte.
„Wer bist du?“ hörte sie das Kätzchen fragen.
„Ich heiße Minnifee und wer bist du?“ antwortete
sie.
Darauf erzählte das Kätzchen, dass es schon vor
drei Tagen in der Grube gelandet war und nicht mehr raus kam. Ihre Mutter und
Geschwister konnten auch nicht helfen, mussten aber weiterziehen, weil es im
Wald zu gefährlich für sie wurde. Es war jetzt also ganz allein.
Da beschloss Minnifee, das Kätzchen zu behalten,
sobald sie die Grube verlassen konnten. Ihre Eltern hatten gewiss nichts
dagegen. Sie hatte auch schon einen Einfall, wie es gelingen könnte.
Über dem Wald hatte sie schon öfter Adler kreisen
gesehen und ein Adler hatte bestimmt die Kraft, sie aus der Grube
hinauszufliegen. Laut begann sie um Hilfe zu rufen, und zwar so, dass ein Adler
sie verstehen konnte.
Zunächst waren ihre Rufe vergeblich, aber Minnifee
gab nicht auf und ihre Ausdauer wurde belohnt. Am Grubenrand erschien plötzlich
ein großer, prächtiger Adler. Er schaute auf Minnifee und das Kätzchen hinab,
drehte seinen mächtigen Kopf hin und her, bevor er sie ansprach:
„Du hast um Hilfe gerufen? Was kann ich tun?“
„Helfe uns bitte aus der Grube heraus, alleine
schaffen wir es nicht“, rief Minnifee ganz aufgeregt.
Sogleich schoss der Adler auf sie zu. Minnifee
konnte gerade noch das Kätzchen auf den Arm nehmen, als der Adler sie auch
schon mit seinen kräftigen Krallen an den Schultern packte und nach oben flog.
Sicher setzte er die Zwei am Grubenrand ab.
Fällst du in die Grube rein,
muss dein Freund ein Adler sein.
„Danke“, sagte Minnifee „das werde ich dir nie
vergessen.“
„Schon gut“, antwortete der Adler „pass beim
nächsten Mal nur besser auf, wo du landest.“
Schon breitete er seine riesigen Schwingen aus und
stieg auf in den Himmel.
Minnifee wusste nicht wieviel Zeit vergangen war
und wollte nur schnell nach Hause. Darum nahm sie ihren Besen, setzte das
Kätzchen neben sich und flog schnell heim.
Zunächst wollte sie erzählen was passiert war, aber
als sie bemerkte, dass weder Mutter noch Vater ihr Verschwinden aufgefallen
war, behielt sie dieses Erlebnis für sich. Nur, wie sie zu dem Kätzchen kam
musste sie erklären und die Erlaubnis bekommen, es zu behalten.
Flehend sprach sie zu ihren Eltern:
„Das arme Kätzchen saß ganz allein draußen herum.
Es hat bestimmt kein zu Hause. Ich möchte schon so lange eine eigene Katze
haben. Darf ich sie behalten? Bitte, bitte.“
Da sich inzwischen auch Mutters Katze liebevoll um
den Neuzugang kümmerte und gar nicht mehr aufhörte es abzuschlecken, gab es für
die Eltern keinen Grund, diesem Wunsch zu widersprechen. Außerdem war
Weihnachten und sie sahen es als zusätzliches Geschenk für Minnifee. Die
restlichen Geschenke brachte der Weihnachtsmann, der kurze Zeit später durch
den Kamin ins Zimmer gerauscht kam.
Es wurde wieder ein sehr schönes Fest und Minnifee
fasste den Vorsatz, keine Ausflüge mehr mit dem Besen zu machen, bevor sie
nicht ganz sicher damit umgehen konnte.
Klappentext
„Die kleine Hexe Minnifee rettet Weihnachten“
Ein Vorlesebuch für die Kleinen, welches von Herzen kommt.
Wie traurig wären die Kinder, wenn es kein Weihnachtsfest mehr gäbe?
Das verhindert Minnifee, die kleine Hexe.
Mit Magie, die sie von den Feen gelernt hat, hilft sie dem Weihnachtsmann, dass am Ende alles gut wird.
Sie wünscht sich nichts sehnlicher,
als dass ihr Zauber zu euch durchdringt.
Amazon Minnifee E-Book https://goo.gl/pu5TQN
Printausgabe goo.gl/rbhwY5
VITA
R.D.V. Heldt (JO Heldt)
ist in Niedersachsen geboren.
Ihre Liebe zur Schriftstellerei entdeckte sie bereits in jungen Jahren, indem sie kleine
Gedichte und Geschichten schrieb.
Sie machte eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete als Personalsachbearbeiterin und Mitarbeiterbetreuerin.
Da sie ihre Freude am geschriebenen Wort nie verloren hat, ist sie weiterhin
bestrebt, gute und einfühlsame Literatur zu schreiben und ist schon jetzt gespannt, welche neuen Ideen sich entwickeln werden, die sie mit Freude zu Papier bringen kann.
Sie hat sich auf kein bestimmtes Genre festgelegt.
Nicht etwa aus Unentschlossenheit oder Nichtwissen, sondern um durch ihre Bücher eine umfangreiche Leserschaft anzusprechen. Warum soll man sich nur auf Erwachsenenbücher versteifen, wenn Ideen für Kinderbücher da sind und umgekehrt. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Warum sollte man nur in der Kategorie Belletristik schreiben, wenn man auch am Kochen und Backen Interesse hat.
Diese Überlegungen führten dazu, dass sie heute in verschiedenen Genre zu finden ist, um dadurch den unterschiedlichen Lesergruppen eine Freude mit ihren Büchern machen zu können.
Alle E-Books sind in sämtlichen großen Buchshops zu beziehen
Printausgaben nur bei Amazon
R.D.V. Heldt bei Blogspot
http://ritahansi.blogspot.de/