Samstag, 14. Dezember 2013

Ein Gespenst im Flatterhemd ... Frohe Weihnachten von Martina Pawlak


Es war an diesem Tag nicht das Schlagen der alten Kirchturmuhr, wodurch das Gespenst Phillipus Arthuros Ulimatus Lionetto von Bibber und zu Flatterhemd … von seinen Freunden kurz Paul genannt … aus dem Schlaf gerissen wurde. Vielmehr war es ein ungewöhnlicher Geruch, der durch die Ritzen, der dem Gespenst als Schlafstätte dienenden, uralten Holztruhe, zog und an Pauls Gespensternase kitzelte. Es war beileibe kein übler Gestank, sondern ein sehr verführerischer und aromatischer Wohlgeruch.
Noch im Halbschlaf sog Paul den köstlichen Duft tief ein. „Hmmm, was für ein süßer Traum“, murmelte das Gespenst selig. Doch halt! Das war ja gar kein Traum, denn es duftete tatsächlich so herrlich. Bei allen guten Geistern, was war das nur? Abrupt fuhr Paul in die Höhe.
„Autsch, verspukt noch mal!“ Hart stieß der Gespensterkopf gegen den Deckel der Truhe. Dieser wunderbare Duft hatte Paul anscheinend derart die Sinne verwirrt, dass er völlig vergessen hatte, zuerst das Schloss der Truhe zu öffnen.
Paul rieb sich die schmerzende Stirn. Nur gut, dass Gespenster keine Beulen bekommen konnten. Das war der Vorteil, wenn man ein Geist war, denn beim Herumspuken stieß man durchaus öfter an herumstehende Gegenstände und wenn jeder Stoß eine Schwellung hervorrufen würde, sähe so manches Gespenst arg verbeult aus. Weh taten Unfälle dieser Art aber trotzdem.
Langsam klappte Paul den Deckel der Truhe ein Stück weit auf und lugte vorsichtig und ein wenig bang hinaus. Was er sah, war einfach so unglaublich, dass Paul den Schmerz gleich vergaß und seinen Augen nicht zu trauen glaubte.


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