Donnerstag, 1. Dezember 2011

Leuchtende Hoffnung, Adventskalender

Leseprobe aus dem Gemeinschaftswerk von Renate Hupfeld , Evelyn Sperber-Hummel, Annemarie Nikolaus, Tine Sprandel, Elsa Rieger, Sigrid Wohlgemuth, Annette Paul:

In einer fernen Zeit haben Kriege und Umweltkatastrophen die Erde verwüstet. Erid, einer der wenigen Überlebenden, lebt jahrelang einsam in einer Höhle. Da taucht in der Ferne ein Licht auf und eine Wölfin sucht sein Vertrauen. Er wagt sich aus dem Schutz seiner Höhle. Ein Weihnachten könnte es in jedweder Zukunft geben.
Der Kurzroman „Leuchtende Hoffnung“ ist als Adventskalender organisiert; zwischen jedem Tag ein Foto vor dem Lese- und Vorlesetext des Tages.





Der Wind trug eine Wand aus Schnee zu ihnen heran; er fing sich zwischen den einzelnen Felsen unterhalb des Eingangs und baute dort immer höhere weiße Türme. Als der erste zur Seite rutschte, schuf er eine breite Barriere zwischen ihnen und dem Tal: An ihr lud der Wind seine Schneefrachten ab. Dann wurde der Gewitterdonner übertönt vom Tosen einer Lawine, die von einem der Hänge krachend hinabstürzte. Der Schneesturm versperrte ihnen die Sicht auf das Schauspiel.
Doch Erid wusste, wie es jetzt dort aussah; er zog zwei Äste aus dem Feuer, die erst angekohlt waren. Sie würden tagelang hier festsitzen ohne Nachschub an Holz und Nahrung. „Dort kommen wir nie durch.“ Die Wölfin, unter deren Bauch die Welpen schutzsuchend verschwunden waren, richtete sich auf und drehte ihre Ohren zu ihm, als er zu sprechen begann. „Und ihr drei noch viel weniger.“
Eine heftige Bö drückte die zusammengesunkene Flamme vollends nieder und für einen Augenblick schien es, sie erlösche.
„Du sparst an der falschen Stelle.“ Samira stand erstaunlich behände auf und stellte sich mit ausgebreitetem Umhang zwischen Wind und Feuer.
Unter ihrem missbilligenden Blick schob er die Äste zurück in die Glut. „Wir müssen sparen“, murrte er aber.
„Nachts wird es kalt genug, dass uns die Schneedecke trägt“, erklärte sie. „Jetzt schlafen wir und morgen früh brechen wir auf.“ Sie schleifte einen dicken Ast vom Eingang der Klamm heran und stieß ihn ins Feuer.
Das von frischem Schnee feuchte Ende begann zu qualmen und trieb Erid Tränen in die Augen. Die trockenere Hälfte des Astes brannte wie Zunder und warf ihm eine heiße Lohe entgegen.
„Samira!“ Er sprang auf; Rauch und Hitze ärgerten ihn gleichermaßen. „Sollen Hope und die Jungen hier verrecken?“
Sie musterte ihn von oben bis unten, dann drehte sie sich um und ging tiefer in die Klamm. Es knisterte und klapperte von dort; länger als nötig, um Kräuter und Becher auszupacken.
Samira goss den Tee auf, warf Hope ein Stück Fladen zu und setzte sich dann neben die Wölfin. „Meinst du, sie haben eine größere Chance zu überleben, wenn wir hier bei ihnen bleiben?“ Sie tätschelte Hopes Kopf. „Vielleicht, wenn sie uns auffrisst.“
Erid fluchte; dann tappte er zum nächsten Überhang und wickelte sich in seine Felle. Das Fauchen des Gewittersturms erinnerte ihn an Nächte unter einem Zeltdach, auf das der Regen prasselte, während er sich in den Armen irgendeines Mädchens geborgen fühlte.
Erid erwachte vom Gebell der Wölfin. Die Welpen balgten in gleißendem Sonnenlicht mit ihr.
Samira saß an der gleichen Stelle wie am Abend. Er wagte nicht zu fragen, ob sie die ganze Nacht dort gesessen hatte. Als er die Felle beiseite schob, ging sie an den Rand des Hangs, schaufelte mit ihren Händen Schnee in den Kessel und hängte ihn dann wieder übers Feuer.
Nicht nur dort taute der Schnee; Feuchtigkeit sickerte auch von den Gesteinskanten rundherum. Wo es von den Felsen auf die weiße Fläche vor ihnen tropfte, hatten sich dünne Spuren in die Schneewehe gegraben. An vielen Stellen war der Schnee zusammengesackt, aber nicht genug. Es war lächerlich, sich hinunterzuwagen.
„Dort kommen wir nicht durch“, wiederholte er. „Bis zum Abend taut die Barriere nicht fort.“
„Nicht durch.“ Samira schlug den Tonfall der geduldigen Erwachsenen gegenüber einem störrischen Kind an. „Wir laufen darüber hinweg.“
„Du bist verrückt!“(...)




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