Bild von Krisi Sz.-Pöhls |
Am Rande des Weihnachtsmarkts saß ein kleines Mädchen und weinte bitterlich. Ihr roter Schal, den sie eng um den zarten Hals gelegt hatte, war schon ganz nass von den Tränen, die dem Kind über die Wangen liefen. Die Menschen hasteten vorbei ohne im geringsten das traurige Bündel wahrzunehmen. Sie waren alle mit ihren Weihnachtseinkäufen beschäftigt, denn an den Weihnachtstagen musste der Kühlschrank voll sein und auch nicht ein Geschenk durfte vergessen werden.
Selbst der Weihnachtsmann, der auf dem
Weihnachtsmarkt die Kinder beschenkte, sah nicht einmal zu dem kleinen Mädchen
herüber.
Mitten unter all diesen vielen Menschen war
Johanna alleiner als alleine.
Der Duft von Bratwurst, Lebkuchen und
gebrannten Mandeln lag in der Luft. Weihnachtliche Musik war zu hören, doch das
alles machte sie nur noch trauriger.
Und die Menschen sie rannten weiter an
Johanna vorbei...!
Bis auf Einen. Ein älterer Herr, mit einem
mächtigen weißen Bart, roter Nase und kaputten Stiefeln an den Füssen. Auch seine
Kleidung war nicht gerade gepflegt, blieb stehen. Der ältere Herr bückte sich
zu dem kleinen Mädchen hinunter und sagte mit tiefer Stimme: „Hallo ich bin
Klaus, wer bist den du?“
So abgerissen und ungepflegt der Mann auch
aussah, so ein Leuchten war in seinem Gesicht. Er hatte auch das allerschönste
Lächeln, das Johanna je gesehen hatte an einem Menschen. Die Traurigkeit und
all der Schmerz, den die kleine Seele plagte, waren sofort verschwunden. „Ich
bin Johanna!“, sagte das Mädchen höflich. Wir
wohnen da drüben über dem Gemüseladen. Aber zur Zeit nur meine Mama und ich.
„Bist du deshalb so
traurig?“, fragte Klaus.
„Ja.“
„Willst du mir erzählen, was
passiert ist?“
„Mein Papa war mit dem LKW
in Schweden. Ich weiß noch nicht, wo das ist. Als er zurückfuhr, fuhr er an
eine Raststätte, um Pause zu machen, so hat mir das Mama erzählt. Papa parkte
hinter einem anderen LKW und als er ausstieg, krachte ein anderer Fahrer auf
Papas LKW drauf. Ja dabei wurde mein Papa vom Trittbrett geschleudert und
schwer verletzt. Jetzt liegt er im Krankenhaus. Bis das Christkind kommt, sind
es nur noch ein paar Tage. Und Papa ist noch immer nicht da. Und das
Krankenhaus ist so weit weg, hat Mama gesagt. 300km. Ich bete jeden Tag ganz
oft, dass der liebe Gott Papa wieder gesund macht und ihn zu Weihnachten wieder
zu uns schickt.“
„Ich will gar keine
Geschenke, nur Papa soll wieder kommen!“
Und wieder hatte Johanna
Tränen in den Augen.
Klaus hatte sich die
Geschichte des Mädchens angehört, ohne sie auch nur ein einziges mal zu
unterbrechen. Ja das ist ein Grund traurig zu sein. Doch dein Papa wird wieder
gesund. Johanna hab keine Angst. Und er wird auch nicht so weit weg in der
Klinik bleiben. Gott hat deine Gebete gehört. Nun geh nach Hause und bereite
dein schönstes Weihnachtsfest vor! Hilf deiner Mama dabei und tröste sie ein
wenig! Das braucht sie jetzt. Tschüss Johanna.“
Der Herr mit dem weißen Bart
war plötzlich weg.
Johanna ging nach Hause, so
wie Klaus es ihr gesagt hatte. Sie erzählte ihrer Mama von ihrer Begegnung.
Die Mutter war skeptisch,
doch der Wunsch und die Hoffnung waren größer als die Zweifel und so begannen
die Beiden mit den Weihnachtsvorbereitungen.
Am Weihnachtstag kam Opa und
brachte den schönsten, nein, den allerschönsten Weihnachtsbaum. Johanna und
Mama machten sich sofort daran den Baum zu schmücken. Auch Opa half noch mit
und wünschte dann den Beiden eine wundervolle Weihnacht.
Es ist der 24. Dezember
16:30 Uhr, als es bei Johanna und Angela an der Wohnungstüre klingelte. Das
Mädchen und ihre Mutter öffneten gemeinsam die Türe und vor der Türe steht der
Weihnachtsmann und hinter Ihm zwei Sanitäter. Was zwischen den zwei stand, konnten Angela und Johanna nicht
sehen.
„Das ist der alte Herr, von
dem ich dir erzählt habe, Mami! Das ist Klaus.“
Der Weihnachtsmann lächelte
und ging einen Schritt zur Seite und da saß Papa in einem Rollstuhl. Angelas
Gesicht blieb wie angewurzelt stehen und Johanna strahlte wie Sonne, Mond und
Sterne auf einmal. Die Freude der beiden war so groß, dass sie fast den Weihnachtsmann vergessen hätten.
Johanna drehte sich und fiel
dem Weihnachtsmann um den Hals und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
Leise sagte sie ihm ins Ohr: „Du bist Klaus, stimmt‘s?“ Auch Angela drückte ihn
ganz fest und meinte: „Das ist das schönste Geschenk meines Lebens.“
„Nach den Feiertagen holen wir ihn wieder ab,
in eine Klinik hier in der Stadt“, sagte einer der Sanitäter. Der
Weihnachtsmann hatte auch sonst noch ein paar Geschenke dabei, die er mitten im
Wohnzimmer einfach auskippte. Die Familie feierte die schönste Weihnacht ihres
Lebens. Eine Weihnacht, die sie nie wieder vergessen werden. Reiner war nach
weiteren 6 Wochen wieder gesund, oder sagen wir mal wieder hergestellt.
Doch LKW fahren wollte er nie wieder.
© RONALD VINSKIS
Krisi Sz.-Pöhls lebt recht
zurückgezogen in Oppenheim am Rhein.
Malen
gehört seit ihrer Kindheit zu ihren Hobbys. Mittels Fortbildungen ist die
Autodidaktin Künstlerin geworden.
Sie hat die Illustrationen zu „Der Bär mit der
Brille“, „Klein Henning und der
Delfin“, „Rattenprinzessin
Rapunzel“, „Ratte Prinz im
Weihnachtsbaum“ und „Hopser will helfen“ gemalt.
Mehr von ihr auf ihrer Homepage www.salidaswelt.com
oder bei www.zazzle.de/mbr/238764950947258943