Foto Eva Joachimsen |
“Aber dieses
Jahr, dieses Jahr bleibe ich auf. Jetzt bin ich ja schon soooo groß!“ Siggi
richtete sich auf seinen vier kurzen Beinchen so hoch auf, wie er nur konnte
und stellte die Stacheln in die Höhe.
Mama Igel
schüttelte den Kopf. „Das hat mit Größe gar nichts zu tun. Igel müssen
Winterschlaf halten. Das ist einfach so.“
„Genau“,
tönte es aus dem Blätterhaufen. „Wer nicht schläft zur Winterszeit, im Frühjahr
nicht lange am Leben bleibt. Alte Igel-Weisheit.“ Großvater Igel schob seine
angegraute Schnauze zwischen den Blättern hervor. „Wo bleibt ihr denn?“
brummelte er.
„Sie warten
vermutlich auf mich.“ Papa Igel tauchte aus dem Gestrüpp unter den Bäumen auf
und sah Siggi und Mama Igel an. „Sind alle bereit?“
„Die Kleinen
liegen schon in ihrem Winternest“, sagte Mama Igel „und Siggi und ich sind auch
so weit.“
„Aber ich
wollte doch wenigstens einmal Weihnachten feiern.“ Siggi schaute enttäuscht zu
seinen Eltern. Da hatte ihm sein Freund Hops der Hase wohl was Falsches
erzählt. Der hatte nämlich behauptet, je älter er wurde, umso länger durfte er
wach sein. Und so tolle Weihnachtsgeschichten hatten sie alle erzählt. Von
einem Nikolaus, von vielen Lichtern, von gutem Essen, vom Weihnachtsmann und
tollen Geschenken. Selbst Oskar, der Frosch, hatte an wärmeren Weihnachtstagen
schon am Fest teilgenommen.
Und nur,
weil sie immer Winterschlaf machten, sollte Siggi das nicht erleben? Das konnte
doch einfach nicht sein!
„Für Igel
gibt es kein Weihnachten. Und jetzt keine Diskussion mehr. Jetzt wird
geschlafen.“ Papa Igel schob Siggi in den Blätterhaufen. Für diesmal hatte
Siggi keine Argumente mehr. Nächstes Jahr musste er das anders vorbereiten.
Viel besser!
Als Siggi im
Frühjahr aus dem Winterschlaf erwachte, hatte er einen Riesenhunger und zog los
um etwas Fressbares zu finden. Seine Eltern, Geschwister und der Großvater
taten es ihm gleich.
„Wer nicht
frisst zur Frühjahrszeit, im Sommer nicht lange am Leben bleibt. Alte
Igel-Weisheit“, brummte der Großvater und verspeiste einen besonders großen
Regenwurm.
„Ja, fresst
euch ordentlich satt“, sagte Papa Igel und schob Siggis Geschwister zu einer
Stelle, an der sich ganz viele Kellerasseln tummelten.
Siggi kaute
auf einem Tausendfüßler herum und ließ dabei einen kleinen Käfer, der von ihm
weg krabbelte, nicht aus den Augen. Schließlich war er satt und dachte an
Weihnachten. Rasch machte er sich auf die Suche nach seinen Freunden, die ihm
helfen sollten, einen Plan zu schmieden.
Hops
kräuselte die Nase und sagte nichts. Schließlich hatte Siggi gerade darüber
gemeckert, dass sein Ratschlag nicht geholfen hatte.
Mia Feldmaus
lag neben Hops und schielte auf die große Nuss, an der Felix, das Eichhörnchen,
herum knabberte. Felix schielte zurück, und immer wenn Mia zuckte, hörte er zu
knabbern auf, duckte sich und schien, als wolle er gleich wegspringen. Die Nuss
war angeblich die letzte aus seinem Wintervorrat. Oskar, der Grasfrosch
blinzelte mit den Augen und wiegte seinen Kopf.
„Hört ihr
mir überhaupt zu?“ Siggi schaute empört in die Runde. Das waren ja feine
Freunde, ständig nur mit sich selbst
beschäftigt.
„Schadoch“,
quetschte Felix zwischen zwei Bissen hervor und ließ dabei einen kleinen
Brocken der Nuss fallen. Noch ehe er reagieren konnte, war Mia vorgeschnellt,
hatte das Nussstück geschnappt und in sichere Entfernung geeilt, wo sie es dann
herunterschlang.
„Könnt ihr
eigentlich noch was anderes als fressen?“ schimpfte Siggi.
„Schadoch“,
sagte Felix, schluckte den letzten Bissen herunter und ergänzte: „Klauen.“
Dabei funkelte er Mia Maus an.
„Schlafen“,
sagte Oskar und machte beide Augen zu.
Hops
kräuselte seine Nase, sog hörbar die Luft ein und sagte dann doch nichts.
„Wollt ihr
mir nun helfen, Weihnachten zu feiern, oder nicht?“, fragte Siggi und schaute
alle der Reihe nach an.
„Na klar“,
sagte Felix. Oskar machte die Augen auf und nickte heftig. Mia Maus kam wieder
heran getippelt und setzte sich neben Hops, der mit den Schultern zuckte. „Und
wie?“
„Ich habe
eine Idee“, sagte Mia. „Du musst einfach vorschlafen.“
„Vorschlafen?“
Siggi überlegte, wie Mia das meinen konnte.
„Natürlich.
Super.“ Felix schien kein bisschen mehr böse. „Das ist die Lösung! Du schläfst
jetzt bis zum Herbst jeden Tag ein bisschen auf Vorrat. Dann hast du im Winter
so viel überzähligen Schlaf, dass es mindestens bis Weihnachten reicht.“
„Vorschlafen
ist eine klasse Idee“, sagte Oskar, „ich helfe dir dabei.“ Mit diesen Worten
klappte er die Augen wieder zu.
„Klingt gut,
“ meinte Hops, „aber ob es funktioniert, weiß ich natürlich nicht, also ich
meine, ich möchte nicht wieder Schuld sein …“
„Ach was,
Hops!“ Siggi klopfte seinem Freund auf den Rücken. „Ich weiß ja, dass du es gut
gemeint hast.“
Hops
strahlte. „Also in dem Falle würde ich dir zum Vorschlafen raten“, sagte er.
So war es
beschlossene Sache.
Siggi nutze
nun jeden Tag, um ein bisschen vorzuschlafen. Schließlich dachte Mama Igel, er
sei krank, weil er so viel schlief, und wollte Doktor Eule holen.
„Wer viel
schwächelt zur Sommerszeit, im Herbst nicht lange am Leben bleibt“, brummelte
der Großvater.
„Ich weiß,
alte Igel-Weisheit“, sagte Siggi und sah sich gezwungen, seiner Mutter von dem
Plan erzählen. Die schaute erst verblüfft, dann lächelte sie und sagte nichts
mehr.
Als es Zeit
für den Winterschlaf war, fühlte sich Siggi tatsächlich kein bisschen müde,
ließ sich aber von Mama Igel überreden, erst einmal zu allen ins Nest zu
kriechen. Schließlich würde es draußen bitterkalt und Weihnachten könne er dann
ja rausgehen. Siggi war einverstanden und schloss die Augen. Noch ein bisschen
vorschlafen, war vielleicht auch nicht verkehrt.
Als Siggi
wieder aufwachte, waren seine Eltern schon aufgestanden. Draußen schien die
Sonne, die Vögel zwitscherten. Es war Frühling.
Siggi hatte
Weihnachten ereneut verschlafen.
Traurig
schlich er zum Treffpunk seiner Freunde. Felix saß schon da und knabberte an
einer Nuss. Mia kam von hinten an ihn herangeschlichen, doch da kam Hops heran
gehoppelt und grüßte Mia. Felix drehte sich um und presste die Nuss fest
zwischen seine Pfoten. Mia setzte sich neben Oskar, der erschrocken die Augen
aufriss. „Oh, schon alle da“, sagte er und nickte in die Runde.
„Wo warschu
denn an Weihnachten?“ fragte Felix und kaute genüsslich auf einem Nussstück
herum. Alle schauten gespannt zu Siggi.
„Hab
geschlafen. Das Vorschlafen hat nicht funktioniert. Das war vollkommen für die
Katz.“
Mia Maus
quiekte auf und versteckte sich unter einem Gesteinsbrocken.
„Hi, hi,
hi“, kicherte Felix. „Das kommt davon, wenn man nur auf das Essen anderer Leute
achtet. Dachtest wohl, da kommt ne Katz? Hi, hi“
Mia kam
wieder hervorgekrochen und schaute Felix böse an. „Lieber einmal zu viel
versteckt, als einmal von der Katz entdeckt.“
Siggi
verdrehte die Augen. „Du klingst fast wie mein Großvater“, sagte er.
„Waaas?“ Mia
baute sich vor Siggi auf und schaute ihn mit gerunzelter Stirn von unten an.
“Ich soll großväterlich aussehen?“
Siggi
schüttelte den Kopf. „Mein Großvater hat auch immer solche Igel-Weisheiten
parat.“
„Igel-Weisheiten?“
Mia war immer noch nicht besänftigt. Und was soll ich wohl mit großväterlichen
Igel-Weisheiten anfangen?“
„Vergiss es
einfach“, sagte Siggi, der keine Lust auf Streit hatte.
Den anderen
schien das nichts auszumachen. Oskar hatte die Augen geschlossen, Felix kaute
strahlend und schaffte es, die Nuss aufzufressen, bevor Mia wieder zu ihm
schaute. Hops grinste vor sich hin und schien sich zu freuen, dass mit ihm
niemand Streit hatte.
Siggi
schaute sie der Reihe nach an und wandte sich dann zum Gehen. „Ihr versteht ja
gar nicht, wie traurig ich bin“, sagte er.
Das ließ die
anderen aufschrecken, selbst Oskar öffnete die Augen und rief: „Warte, wir
helfen dir.“
„Ja?“
Hoffnungsvoll wandte Siggi sich um. „Und wie?“
Ja wie? Da
waren sie nun alle erst einmal wieder ratlos. Und so vereinbarten sie, dass
jeder zunächst für sich allein drüber nachdachte und dass sie sich in drei
Tagen wieder treffen wollten.
Nach den
drei Tagen tippelte Siggi mit gemischten Gefühlen zum Treffpunkt. Ob den
anderen wohl etwas eingefallen war?
Bis auf
Felix warteten schon alle. Als sie gerade ohne ihn anfangen wollten, kam er
jedoch direkt vom Baum über ihnen, an der Rinde entlang herunter gesaust.
„Und?“ Siggi
sah in die Runde.
„Mir ist nur
eingefallen, dass einer in Siggis Bau gehen müsste, um ihn zu wecken“, sagte
Hops. „Aber ich bin zu groß.“
„Ich auch“,
sagte Felix.
„Ich gehe
nie und nimmer in einen unterirdischen Bau.“ Oskar schüttelte heftig den Kopf.
Alle schauten Mia an.
„Und wie
soll das gehen? Soll ich so laut rufen, dass alle aufwachen? Schütteln geht ja
schlecht, wenn da lauter eingeigelte Stachler rumliegen.“ Mia schaute die
anderen an, aber keiner hatte darauf eine gute Antwort. „Siggi muss in ein Land
fliegen, wo es warm ist, und wo er keinen Winterschlaf machen muss.“, sagte
Mia. „Ich habe mit Esther, der Schwalbe, gesprochen. Da wo sie hinfliegt,
bleibt es ganz warm, auch im Winter.“
Die Freunde
schauten einander fragend an. Aber wie Siggi in das warme Land kommen sollte,
wo er doch gar keine Flügel hatte, dass konnte Mia auch nicht sagen.
„Außerdem
würde ich lieber mit euch feiern“, meinte Siggi leise und schaute von Oskar zu
Felix, ob die noch eine gute Idee hätten.
Oskar
schaute etwas verlegen. Ihm war rein gar nichts eingefallen, gestand er. Rein
gar nichts, obwohl er doch drei Tage lang nichts wie gedacht hatte.
„Vielleicht
weiß ich was.“ Felix sah aus, als hätte er wirklich den rettenden Plan. „Ich
habe mir gedacht, dass Siggi ein Elixier braucht.“
„Ein
Elixier?“
„Was für ein
Elixier?“
„Was ist
denn ein Lexier?“
So fragten
sie durcheinander.
„Ein
Wachhalte-Trank. Eine Medizin, die Siggi am Einschlafen hindert. Ein
Gegenmittel gegen Winterschlaf.“
„Aaah“,
sagte Hops.
„Oooh“,
sagte Mia.
„Quak“,
machte Oskar.
„Gar kein
Quark“, sagte Felix. „Ich bin zum weisen Raben gegangen und habe ihn um Rat
gefragt.“
„Zum weisen
Raben, aaah“, sagte Hops.
„Oooh“,
machte Mia.
„Weiser
Rabe. Quak“, sagte Oskar.
„Das ist
kein Quark!“, rief Felix. „Es gibt so ein Elixier wirklich, und der weise Rabe
kommt gleich selbst hierher.“
„Kommt selbst,
aaah“, sagte Hops.
Doch bevor
Mia ein drittes Mal „oooh“ sagen konnte, kam ein Rabe angeflattert und setzte
sich in ihre Mitte. Oskar riss die Augen auf und klappte sein Maul auf und zu,
ohne einen Ton herauszulassen.
Der weise
Rabe bestätigte Siggi, dass es so ein Elixier gab und dass er es Siggi gerne
besorgen wolle. Dies sei aber eine sehr schwierige Aufgabe. Deshalb müsse Siggi
den Raben dafür bis in den Herbst mit Futter versorgen, damit der Rabe sich
ganz auf diese Aufgabe konzentrieren könne.
Siggi
willigte sofort ein. Wenn er dafür endlich Weihnachten erleben konnte, würde er
jede Arbeit der Welt annehmen.
Wie schon im
letzen Jahr, hatte Siggi nun kaum noch Zeit für seine Freunde. Diesmal
verbrachte er seine freie Zeit allerdings statt mit vorschlafen mit
zusätzlicher Futtersuche. Das brachte er dann dem Raben zu einer vereinbarten
Stelle.
Seine Mutter
wunderte sich, dass er so viel Futter sammelte und trotzdem nicht wirklich
zunahm.
„Wer dünn
bleibt bis zur Herbsteszeit, im Winter nicht lange am Leben bleibt“, brummte
der Großvater, „du weißt ja, alte Igel-Weisheit.
„Genau“,
sagte Papa Igel und schubste Siggi zu einer Kolonie Schnecken, damit er noch
eine weitere Portion fraß.
Schließlich
kam der Herbst. Siggi war von der vielen Arbeit so müde, dass er beinahe
eingenickt wäre, während er mit seinen Freunden auf den weisen Raben wartete.
Zum Glück lärmten seine Freunde bei dessen Ankunft so sehr, dass er gleich
wieder hellwach wurde.
Das Elixier
gegen Winterschlaf war eine klare Flüssigkeit und schmeckte nach nichts,
eigentlich ähnlich wie Wasser. Siggi trank alles bis auf den letzten Tropfen
aus und fühlte sich gleich etwas frischer. Aber ein bisschen ausruhen wollte er
jetzt doch nach der vielen Arbeit. Bis Weihnachten war ja noch Zeit.
Als Siggi
aufwachte, waren seine Eltern nicht im Bau. Draußen schien die Sonne, die Vögel
zwitscherten. Es sah aus wie Frühling.
Siggi konnte
es nicht fassen. Er hatte Weihnachten verschlafen. Trotz Wachhalte-Elixier!
Verwirrt
rannte er zum Treffpunkt, wo seine Freunde schon warteten. Felix knabberte wie
üblich an seiner letzten Nuss. Mia saß in einiger Entfernung, neben sich eine
langen Zweig. Als Siggi ankam, schaute Felix auf, um ihn zu begrüßen. Diesen
Moment der Unachtsamkeit nutze Mia, um mit dem Zweig Felix die Nuss aus den
Pfoten zu stupsen. Die Nuss fiel zu Boden und bevor Felix reagierte, hatte Mia
ein großes Stück herausgebissen und war zu ihrem Platz zurück gerannt.
Felix machte
„Hmmpf“ und schluckte den Bissen, den er im Maul hatte, im Ganzen herunter.
Oskar riss seine Augen auf und Hops schlug mit den Pfoten auf den Boden.
„Was ist
passiert?“ fragte Siggi ganz außer Atem.
„Mia hat
wieder geklaut“, sagte Felix und presste den Nussrest fest an seine Körper.
„Ich meine
doch Weihnachten“, keuchte Siggi.
„Du warst
nicht da“, sagte Oskar und blinzelte ein bisschen.
„Eben. Ich
habe wieder fest geschlafen. Wie konnte das passieren?“
„Du warst
von der vielen zusätzlichen Arbeit wahrscheinlich zu müde“, meinte Hops.
„Es hat
nicht gewirkt“, sagte Mia, leckte sich einen kleinen Nusskrümel aus dem Fell
und schluckte es herunter.
„Aber warum
hat es nicht gewirkt? Warum?“ Siggi war so enttäuscht, dass ihm die Tränen in
den Augen brannten.
„Vielleicht
wirkt es nicht bei Winterschläfern“, schlug Oskar vor.
„Ich glaube,
es war Betrug“, sagte Mia.
„Der weise
Rabe ist jedenfalls fort“, sagte Felix kleinlaut.
Dann
schauten alle traurig vor sich hin und niemandem fiel mehr etwas Gescheites
ein. Schließlich hielt Siggi es nicht mehr aus und verabschiedete sich.
Den ganzen
Sommer sprach niemand mehr über Weihnachten. Siggi selbst mied das Wort, als
könne es ihn verbrennen. Richtig fröhlich wurde er aber auch nicht, obwohl
seine Freunde alles versuchten, ihn irgendwie aufzuheitern.
Schließlich
kam der Herbst und Familie Igel bereitete sich wieder einmal auf den
Winterschlaf vor. Auch Siggi half diesmal fleißig mit, den Bau zu putzen und
das Nest gemütlich auszupolstern. Die Freunde traf er nur noch selten.
Einen Tag
bevor sich Siggi bei ihnen zum Winterschlaf verabschieden wollte, kamen sie
selbst beim Bau vorbei. Allen voran Felix, dahinter Hops, dann Oskar und zum
Schluss Mia. Sie tuschelten und kicherten und Siggi fragte sich, was das zu
bedeuten hätte.
„Komm mal
mit“, sagt Felix und die Freunde drehten wieder um.
„Na geh
schon“, sagte Mama Igel und Papa Igel schubste ihn hinter Mia her.
So folgte
Siggi seinen Freunden und in einiger Entfernung folgten auch seine Eltern,
Geschwister und der Großvater nach.
Sie mussten
gar nicht weit gehen, da sah Siggi die Überraschung, die seine Freunde für ihn
bereitet hatten.
Vor ihm
stand ein Tannenbaum, der über und über mit bunten Material versehen war.
Alles, was seine Freunde im Wald und auf den Feldern gefunden hatten, hatten
sie hier befestigt: Blinkende Dosen, rote, blaue, gelbe grüne und lila
Papierstreifen, schillernde Papierkugeln, bunte Stofffetzen, schimmernde
Glasscherben und glitzernde Metallstücke. Unter der Tanne war ein kleiner
Baumstumpf, auf dem das leckerste Essen auf Blättern angerichtet war. Während
Siggi noch staunend den Baum betrachtete, stellten sich seine Freunde davor und
stimmten ein Weihnachtslied an. Dann noch eines und noch eines. Die Igel
Familie sang mittlerweile mit. Und schließlich sang auch Siggi, laut und mit
glänzenden Augen.
„Frohe Weihnachten!“
rief Felix schließlich und umarmte Siggi.
„Fro...
frohe ... aber ...“ stotterte Siggi und
fühlte sich wie in einem Traum. Einem wunderbaren Wunschtraum.
„Wir haben
Weihnachten vorverlegt“, piepste Mia und reichte Siggi eine große Nuss. „Ein
Weihnachtsgeschenk für dich“, sagte sie.
„Waas?“
Felix fuhr herum, „das ist doch mein ...“ Schon wollte er nach der Nuss
greifen, die Siggi mit freudigem Lächeln angenommen hatte, hielt dann aber
mitten in der Bewegung inne. „Ähh, ja, ...“ brummte er, „wie Mia schon sagte,
das ist ein Geschenk von ihr und mir zusammen. Und außerdem wünsche ich dir
noch einen wunderschönen Winterschlaf und dass du von diesem Weihnachten
träumst.“
Ehe Siggi
antworten konnte, hopste schon Oskar heran.
„Ich habe
dir ein paar Fliegen gefangen und wünsche dir, dass du nächstes Jahr ganz
fröhlich aufwachst und wir alle mal wieder viiiiel Spaß haben.“
„Und von mir
bekommst du ein ganz weiches Mooskissen für den Bau, damit du richtig gut
schlafen kannst“, sagte Hops und drückte das Mooskissen fest in Siggis Pfoten.
„Außerdem wünsche ich dir noch viele gesunde Jahre.“
„Frohe
Weihnachten, frohe Weihnachten!“ rief Siggi ein ums andere Mal. Selbst die Igel
wünschten sich gegenseitig frohe Weihnachten. Nur der Großvater stammelte:
„Wenn Igel feiern das Weihnachtsfest, dann ... dann ...“ Aber dafür gab es wohl
keine Igel-Weisheit und er verstummte wieder, den Blick nicht von dem
blinkenden Baum lassend.
Schließlich
setzten sich alle um den Baumstumpf. Mia sagte: „Das Buffet ist eröffnet.“ Und
alle fingen an zu mampfen und zu schmatzen. Selbst Mia schaute nur auf ihren
eigenen Blätterteller und ließ Felix alleine eine große Nuss verspeisen.
Siggi war
nach dem Essen immer noch überwältigt und konnte sich nicht sattsehen an dem
prächtigen Baum und der fröhlich lachenden Gesellschaft.
„Ach liebe
Freunde. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll“, sagte er schließlich in die
Runde. „So eine Überraschung. Danke! Vielen Dank! Jetzt habe ich doch ein
Weihnachtsfest erleben dürfen! Und was für ein tolles!“ Verstohlen wischte er
sich eine Träne aus dem Auge. „Und wisst ihr, was überhaupt das Schönste ist an
diesem Weihnachten?“ Siggi schaute in die fragenden Gesichter. „Das Schönste
ist, dass ich so tolle Freunde habe, die all das extra für mich veranstaltet
haben.“
Rosemarie
Benke-Bursian studierte Biologie mit Abschluss
Diplom und veröffentlichte während der Promotion die ersten wissenschaftlichen
Beiträge. Es folgten einige Jahre im wissenschaftlichen Produktmanagement der
Industrie, wo sie u.a. für journalistische Artikel und Informationsbroschüren
verantwortlich war. Mittlerweile ist sie freiberufliche Journalistin, Autorin
und (Werbe-)Texterin und hat zahlreiche Texte für Fachleute und interessierte
Laien aus Naturwissenschaft, Medizin und Gesundheit geschrieben sowie diverse
Sachbücher zu Mathematik, Physik, Astronomie und Biologie veröffentlicht.
Ihre
große Liebe gilt außerdem dem Verfassen von Kindergeschichten, Kurzgeschichten
und Krimis, von denen viele in Literaturzeitschriften, diversen Anthologien und
eigenen Büchern veröffentlicht sind, einige davon mir Auszeichnung. Daneben
hält sie Lesungen, leitet kreative Schreibwerkstätten und andere Projekte. Seit
2013 ist sie Mitglied der Mörderischen
Schwestern, Regionalgruppe Bayern.
Weitere Infos gibt es auf der Website der Autorin.
Weitere Infos gibt es auf der Website der Autorin.