Bild von Krisi Sz.-Pöhls |
„Nein, Melanie wird nicht kommen“, wütend warf Susanne den Hörer auf die
Gabel. Dieser Spinner, erst ließ er sie wegen einer jüngeren Kollegin sitzen
und jetzt sollte sie auch noch alleine Weihnachten feiern. Er hatte doch seine
neue Familie, reichte die ihm nicht?
„Was ist los, Mama?“ Melanie schaute schüchtern in das Wohnzimmer, das
Susanne nachts als Schlafzimmer diente. Ihr großes Haus hatten sie verkaufen
müssen.
„Papa will, dass du Weihnachten zu ihm kommst“, presste Susanne hervor.
„Und du möchtest, dass ich bei dir feiere.“ Es war keine Frage, sondern
eine Feststellung.
Susanne nickte. „Papa hat Sylvia und die beiden Kleinen.“
Melanie zwirbelte eine Haarsträhne, schließlich landete das Haar im Mund
und sie knabberte daran herum. „Warum muss ich immer dazwischen stehen“,
seufzte sie.
„Schatz“, Susanne stand auf und nahm Melanie in die Arme. „Was möchtest
du? Du bist alt genug, um es zu entscheiden.“ Sie drückte ihre Tochter. „Es tut
mir leid, dass ich so egoistisch bin.“
„Er hat dir wehgetan. Aber er ist immer noch mein Vater.“
„Selbstverständlich sollst du den Kontakt zu ihm behalten. Deshalb fährst
du regelmäßig in den Ferien zu ihm.“
Melanie grinste. „Nur Weihnachten nicht.“
„Wenn du möchtest.“ Susanne schluckte. Es hatte keinen Sinn, Melanie zu
zwingen. Mit ihrem Ex konnte sie nicht mithalten. Er führte seine große Tochter
ins Theater und Musical. Er schenkte ihr einen Laptop und teure Markenkleidung.
Susanne schaute sich im Zimmer um. Nur ihre Bettcouch hatte sie selbst
gekauft. Alles andere waren Dinge, die ihre Freunde und Verwandten aussortiert
hatten. Natürlich erhielt sie keinen Unterhalt mehr, Melanie war schon so alt,
dass sie wieder arbeiten ging. Nur fand sie als Wiedereinsteigerin keine gut
bezahlte Festanstellung. Melanie sollte nicht darunter leiden, und auf keinen
Fall auf ihren Gitarrenunterricht und die Reitstunden verzichten.
Am nächsten Abend meinte Melanie: „Ich fahre erst am 27. Dezember zu
Papa.“
„Aber du wolltest mit Nicole Silvester feiern?“ Susanne plagte sofort ihr
schlechtes Gewissen.
„Ich komme am 31. zurück. Die sind froh, wenn sie mich wieder los sind, obwohl
sie immer so tun. Außerdem habe ich mir zwei Karten für das neue Musical
gewünscht. Da können wir gemeinsam hingehen. Braucht Papa ja nicht zu wissen.“
©
Annette Paul
Annette Paul
schreibt und veröffentlicht seit vielen Jahren Kurzgeschichten und
Kindertexte, gern etwas zum Schmunzeln. Von ihr sind folgende
Weihnachtsbücher: "Der ganz normale Weihnachtswahnsinn", "Ratte Prinz im Weihnachtsbaum", "Weihnachtsmann im Weihnachtsstress" und "Weihnachtsmann hat noch mehr Stress".
Krisi Sz.-Pöhls lebt recht
zurückgezogen in Oppenheim am Rhein.
Malen
gehört seit ihrer Kindheit zu ihren Hobbys. Mittels Fortbildungen ist die
Autodidaktin Künstlerin geworden.
Sie hat die Illustrationen zu „Der Bär mit der
Brille“, „Klein Henning und der
Delfin“, „Rattenprinzessin
Rapunzel“, „Ratte Prinz im
Weihnachtsbaum“ und „Hopser will helfen“ gemalt.
Mehr von ihr auf ihrer Homepage www.salidaswelt.com
oder bei www.zazzle.de/mbr/238764950947258943