Foto von Renate Hupfeld |
Vor
mehr als zweitausend Jahren herrschte Kaiser Augustus in Palästina. Eines Tages
befahl er, dass sein Volk gezählt würde. Alle Einwohner des Landes mussten in
die Stadt kommen, in der sie geboren waren.
Auch ein Mann namens Josef folgte diesem Befehl des Kaisers.
Zusammen mit seiner Frau Maria, die hochschwanger war, wanderte er den langen
Weg von Nazareth nach Bethlehem.
Als die beiden dort angekommen waren, kündigte sich die Geburt an.
Sie suchten eine Herberge. Nichts zu machen. In Bethlehem gab es kein freies
Zimmer. Endlich fanden sie Schutz in einem Stall bei den Tieren.
In dieser Nacht brachte Maria einen prächtigen Jungen zur Welt.
Vater und Mutter wickelten das Kind in Windeln, legten es in eine Futterkrippe
und deckten es warm zu.
Genau zu der Zeit waren Hirten bei ihren Tieren auf dem Feld, als
plötzlich ein ganz helles Licht am Himmel aufleuchtete. Die Männer bekamen
große Angst und hätten sich am liebsten versteckt. Doch wo? Da war keine Hütte,
nicht einmal ein Strauch, nichts, nur Feld.
„Fürchtet euch nicht“, sagte eine Stimme.
Sie schauten hoch. Am Nachthimmel schwebte plötzlich eine seltsame
Erscheinung.
„Ich verkündige euch eine große Freude. Ganz in der Nähe wurde
heute Nacht ein Kind geboren, ein besonderes Kind. Es wird euch befreien von
allem Übel und Frieden bringen.“
Dann war alles wie vorher.
„Was war das?“, fragte einer.
„Ein Engel war das. Irgendwas Außergewöhnliches muss passiert
sein. Schaut dort der Stern“, sagte Johannes, der Älteste der Hirtengruppe.
„Vorhin war der noch nicht da.“
„Stimmt. Über Bethlehem steht er.“
„Lass uns hingehen und schauen, was es mit dem Versprechen des
Engels auf sich hat.“
„Was könnten wir besser gebrauchen als Freude und Frieden?“
„Kommt Leute, wir wandern zu dem Stern“, sagte Johannes.
Da machten sich die fünf Hirten auf den Weg. Johannes ging voran.
Der Stern stand über einem Stall auf einer Wiese. Vorsichtig öffneten sie die
schwere Holztür und tatsächlich. Dort lag das kräftige Neugeborene in einer
Krippe, rechts und links die glücklichen Eltern. Ein Bild der Freude und des
Friedens. Hatte der Engel doch Recht gehabt.
„Wir kommen, um eurem Kinde unsere guten Wünsche zu bringen. Es
steht unter einem ganz besonderen Stern. Dürfen wir es anschauen?“ fragte
Johannes.
Die Eltern nickten und die Männer gingen zur Krippe. Sie konnten
gar nicht aufhören den Kleinen anzusehen.
„Wirklich, ein ganz besonderes Kind. Es ist, als ginge ein
Leuchten von seinem Gesicht aus.“
Voller Stolz schaute der Vater auf seinen Sohn und die
Mutter lächelte glücklich.
„Er wird uns allen große Freude und Frieden bringen, so wurde uns
versprochen.“
Nachdem die Hirten das Kind lange genug betrachtet hatten, legte
jeder von dem wenigen, das er besaß, ein kleines Geschenk neben die Krippe, ein
Halstuch, ein Stückchen Brot, eine Mütze, einen kleinen Krug mit Wein und
Johannes legte seinen Hirtenstab dazu. Dann gingen sie hinaus in die Nacht.
© Renate Hupfeld
Renate Hupfeld wohnt in Hamm in Westfalen. Sie schreibt historische
Erzählungen, Kurzgeschichten, Reiseberichte, Essays und Lyrik und
veröffentlicht ihre Publikationen in Form von eBooks und Taschenbüchern.
Homepage: http://www.renatehupfeld.de/
Facebook: http://www.facebook.com/renate.hupfeld
Autorenseite: http://www.amazon.de/Renate-Hupfeld/e/B005PW0IYG/ref=sr_ntt_srch_lnk_1?qid=1418372947&sr=8-1