,,Pirot’’, krächzte der Weihnachtsmann. Er
lag nit einem dicken Schal um den Hals im Bett und hustete fürchterlich. Ein
Elf in dunkelgrüner Kleidung kam eilends herbei und schaute den Weihnachtsmann
fragend an. ,,Den wievielten haben wir heute?’’ ,,Den 23. Dezember lieber
Weihnachtsmann’’, entgegnete der Elf. ,, Dann wird es ernst.’’ Pirot schüttelte
den Kopf. ,, So kannst du unmöglich fliegen. Könnte nicht Santa Claus
einspringen?’’ Der Weihnachtsmann richtete sich stöhnend auf. ,,Unmöglich, er
hat genug zu tun mit seinem riesigen Gebiet drüben in Amerika. Und das Christkind ist auch total überlastet. Der
Nikolaus ist in Frührente gegangen…’’ Ein erneuter Hustenanfall unterbrach ihn.
,,Was ist mit dem Osterhasen? Könnte er nicht…’’ ,,Da habe ich schon anrufen
lassen vorhin. Meister Lampe lässt sich in der Karibik den Pelz bräunen. Es
hilft alles nichts, ich muss los. Na, das ist ja eine schöne Bescherung!’’
Und so kam es, dass sich der Weihnachtsmann,
gut versorgt mit mehreren Thermosflaschen voll heissem Tee mit Rum, gegen die
Erkältung, am Abend auf den Weg machte. Sein Schlitten wurde von 8 Rentieren
gezogen und war bis zum Rand vollgepackt mit Geschenken. Als er abhob, hatte
der Weihnachtsmann schon einiges intus und sang lauthals die Tonleiter rauf und
runter. Die Rentiere brausten nur so dahin, sie hatten keine Möglichkeit, sich
die empfindlichen Ohren zuzuhalten. Pirot war mit dabei. Er sollte in die
Kamine steigen. Die waren in letzter Zeit vor allem in den Einfamilienhäusern
wieder gross in Mode gekommen. Und letztes Jahr war der Weihnachtsmann in genau
solch einem Kamin einfach stecken geblieben. Daran war sein Bauchumfang schuld
und es war gar nicht so einfach gewesen, ihn wieder frei zu bekommen. Die Elfen
erzählten noch immer gern davon.
Zuerst ging es recht zügig voran. Pirot
übernahm den Hauptteil der Arbeit und der Weihnachtsmann nippte zufrieden an
seinem Tee. Als er sah, dass Pirot vor Kälte zitterte, teilte er brüderlich.
,,Oh wie wohol ist mir am Ahabend…’’, klang es durch die Nacht. ,,
Fleheschnöckchen Reisswöckchen…’’ Plötzlich ruckte der Schlitten. Der Weihnachtsmann
rieb sich verschlafen die Augen. ,,Na, das ist ja eine schöne Bescherung!’’,
verwundert sah er unter sich im ersten Morgenlicht die Spitzen einiger
Minarette und dann…Wüstensand, soweit man schaute. Nichts als Wüstensand. Neben
ihm sass der Elf und schnarchte leise vor sich hin. ,,Sofort wenden!’’, schrie
der Weihnachtsmann. ,,Hier sind wir ja völlig verkehrt. Wie konnte das denn
passieren?’’ Die Rentiere, die sich den Flug über lustige Anekdoten erzählt
hatten, erschraken und rissen plötzlich den Schlitten herum. Dabei fiel unbemerkt
eine hübsche Anzahl der bunten Pakete herunter. Der Weihnachtsmann aber setzte
seine Reise fort.
Und wenn du dieses Jahr kein Geschenk
bekommst, so tröste dich mit dem Gedanken, dass vielleicht gerade irgend ein
Nomadenkind mit leuchtenden Augen dein Päckchen aus dem Wüstensand buddelt. ©byChristine Erdic