Samstag, 23. Dezember 2017

"So kann's geh'n" von Ronald Vinskis



Foto von Eva Joachimsen



Überall kann man bunte Lichter sehen in den Städten. Auf jedem freien Platz stehen Weihnachtsbäume mit vielen Kerzen dran. Weihnachtliche Musik klingt aus vielen Geschäften auf die Straßen. Menschen rennen durch die Fußgängerzone aufgeregt hin und her. Manche überlegen, was zu Weihnachten passt und andere schauen mürrisch und gestresst drein. Ja, so ein Weihnachtseinkauf kann schon ganz schön nervig sein.
Marie durfte heute mit Mama Gaby in die Stadt, sie wollten noch ein paar kleine Geschenke für Papa, Onkel Peter, Oma und Opa besorgen. Doch das war gar nicht so einfach. Papi sollte eine neue Armbanduhr bekommen, die er sich schon so lang wünschte. Oma brauchte eine neue Handtasche und das auch noch in Beige. Opa bekommt seine Lieblings-Zigarren und passt. Nur für Onkel Peter wollte Gaby nichts einfallen, als Marie plötzlich einfiel das er vor kurzem sein Feuerzeug verloren hatte, somit war das auch erledigt.
Marie trottete an Mamas Hand neben her und sang die Weihnachtslieder mit, die aus den Lautsprechern von den Läden kamen. Mit ihren 4 Jahren war sie schon ganz schön pfiffig. Nun waren die zwei schon in einigen Geschäften und hatten noch nichts außer Opas Zigarren und Onkel Peters Feuerzeug.
„Sapperlott“, schimpfte Mama, „irgendwo müssen doch die Weihnachtsgeschenke sein, die wir suchen.“
„Aber Mama, die kannst du doch nicht finden, die bringt doch das Christkind“, sagte Marie mit ernstem Gesicht und biss in ihre Bratwurst, die sich die Beiden auf dem Weihnachtsmarkt gekauft hatten.
„Marie, nur den braven Kindern bringt das Christkind die Geschenke, die großen müssen die Geschenke für ihre Lieben selbst kaufen.“
„Ah, ha! Also waren die Großen nicht immer lieb und nett?“
„Warum?“, fragte die Mama. Nun da kam sie bei Marie gerade an die Richtige. Die legte sofort los. „Du schickst mich immer viel zu früh ins Bett. Immer muss ich mitten im schönsten Spiel mein Zimmer aufräumen. Spinat und Gemüse und auch Kartoffeln soll ich essen. Das vergisst das Christkind nicht. Mit Papa meckerst du auch immer und der hat gar nichts gemacht.“
Mama Gaby stand wie vom Blitz getroffen und schaute drein wie ein begossen Pudel, doch dann musste sie lachen.
„Vielleicht hast du auch ein bisschen recht, Marie. Komm wir sehen jetzt zu, dass wir die Handtasche für Oma und die Armbanduhr für Papa noch finden und dann ab nach Hause.“


© Ronald Vinskis