Nachdem wir unser Gepäck in den
geräumigen Geländewagen verstaut hatten, brachen wir auf in die verschneite
Winterwelt Kanadas.
So viel Schnee hatten
Konrad und ich noch nie in unserem Leben gesehen.
Die Berge mit weißen
Mützen versehen und die Bäume unter der Last der Schneemassen mit tief
herunterhängenden Ästen – das alles war prächtig anzuschauen.
Wir genossen die Fahrt,
die uns zunächst durch kleine Städte und Dörfer führte.
Dann wurde es zusehends
einsamer. Ab und zu kamen wir noch an einer der abgelegenen Farmen vorbei.
Schließlich waren wir alleine, kein Auto kam uns mehr entgegen. Nur noch wir,
die Berge, die Wälder und zugefrorene Seen. Hier sagten sich Fuchs und Hase
Gute Nacht.
Es begann zu schneien und
die Temperaturen sanken in den Keller, das konnten wir selbst im beheizten Auto
feststellen.
Aber im Moment kümmerte
uns das wenig. Wir wickelten uns in eine Wolldecke und drückten uns fasziniert
die Nasen an den Autofensterscheiben platt - die verzauberte Winterlandschaft
hatte uns fest in ihren Bann gezogen.
Weiße Weihnacht in der
Wildnis auf einer Huskyfarm, das war doch mal was!
Mit dem Einsetzen der
Dämmerung verstärkten sich die Schneefälle.
Die letzte größere
Ortschaft lag etwa zwei Fahrstunden zurück. Auch das hübsche Städtchen Blue
Mountain City, das versteckt und eingekesselt in den Bergen lag, hatten wir
schon vor geraumer Zeit durchfahren.
Nun wurde das Gelände
immer unwegsamer, hier hatte schon lange kein Schneepflug mehr die Wege
freigeräumt. Mit einem Auto ohne Schneeketten wäre da nichts zu machen gewesen.
„Jetzt könnt ihr das
Blockhaus gleich sehen!“, rief Onkel Thaddäus dann plötzlich und zeigte
hinunter in ein kleines Tal.
Gelegentlich sahen wir ein
spärliches Licht zwischen den Bäumen aufflackern, bis dann endlich das große
Holzhaus im Scheinwerferlicht auftauchte. Nach einer fünfstündigen Fahrt hatten
wir, mittlerweile fast ausgehungert, unser Ziel erreicht.
Voller Neugier auf unsere
Gastgeber kletterten wir aus dem Auto. Mit lautem Hundegebell wurden wir
empfangen.
Mr. und Mrs. Tanner kamen
aus dem Haus, um uns zu begrüßen und die Hunde zu beruhigen.
„Still jetzt, das sind
Freunde!“, rief Mr. Tanner den Tieren zu und streichelte einem Husky mit
braunschwarzem Fell liebevoll über den Kopf.
Dann waren wir an der
Reihe. Ausgelassen sprang der Hund an uns hoch, schnüffelte an unseren Beinen
und bellte laut.
„Das ist Yuma“, stellte
Mr. Tanner den verrückten Kerl vor. „Er freut sich immer riesig, wenn mal
Besuch kommt.“
Wir begrüßten das ältere
Ehepaar freundlich, beide machten einen sympathischen Eindruck. Danach widmeten
wir uns dem ausgelassenen Hund, der erst nach seinen erbettelten
Streicheleinheiten Ruhe gab.
„Nun kommt rein in die
gute Stube. Der Wetterbericht hält leider, was er verspricht. Ein Schneesturm
ist angekündigt, und der wird nicht mehr lange auf sich warten lassen“,
forderte uns Mrs. Tanner auf.
Im Haus war es herrlich
warm. In einem großen Kamin knisterte das Feuer und es duftete nach
Weihnachtsplätzchen und Kakao.
(…)
© by Codename Kolibri
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