Wie jedes Jahr wollte Familie Sorglos, bestehend aus Vater,
Mutter und Klein-Ida, gemeinsam einen Weihnachtsbaum für das bevorstehende
Weihnachtsfest kaufen. Das war schon Tradition, nur diesmal waren sie von der
Zeit her sehr spät dran und die meisten Weihnachtsbäume bereits verkauft. Eine
Baumschonung, in der man seinen eigenen Baum schlagen konnte, gab es in der
Nähe nicht. Also mussten sie sich darauf hoffen, dass die Verkäufer in der
Stadt noch welche hatten. Kein Baum gefiel Familie Sorglos, entweder war er zu
klein oder zu krumm gewachsen oder sie hatten irgendetwas anderes an den Bäumen
auszusetzen. Als sie beim letzten Baumhändler ankamen, sahen sie, dass dieser
nur noch einen Baum hatte, an dem überhaupt nichts Schönes zu erkennen war.
Er war sehr klein, hatte nur vereinzelte kleine Zweige und
die Baumspitze zeigte zur Seite. Aber aus welchem Grund auch immer, Ida mochte
diesen Baum und fand ihn wunderschön.
„Papa, das ist genau der richtige Baum für uns“, sagte sie
zu ihrem Vater. „Ich weiß es genau.“
„So ein Baum kommt mir nicht ins Haus“, erwiderte er. „Bevor
der aufgestellt wird, gibt es dieses Jahr zu Weihnachten überhaupt keinen.“
Ida schaute ihren Vater entsetzt an. „Weihnachten ohne
Weihnachtsbaum ist doch kein richtiges Weihnachten“, sagte sie trotzig. „Bitte
überleg es dir noch einmal.“
„Nein, da gibt es nichts zu überlegen.“
Ida fing an zu weinen. Die Tränen liefen ihr über die Wange.
Sie konnte sich ein Weihnachtsfest ohne Baum nicht vorstellen. Er gehörte für
sie dazu und es war für sie immer etwas Besonderes, ihn liebevoll zu schmücken.
Doch der Vater blieb hart. Ida weinte immer mehr, bis sich schließlich die
Mutter zu Wort meldete.
„Denk an die Kleine. Willst du ihr das ganze Fest verderben?
Das willst du doch nicht“, sagte die Mutter. „Du weißt genau, wie glücklich sie
jedes Jahr mit ihrem Baum ist.“
Der Vater dachte nach, ließ sich schließlich erweichen und
der Baum wurde gekauft.
Ida konnte es kaum erwarten, bis sie zu Hause waren. Sie
freute sich so sehr auf das Schmücken, sodass sie die Eltern während der ganzen
Rückfahrt nervte, sie sollten sich beeilen. Zu Hause angekommen wurde er in den
Ständer gestellt, aber er sah auch dort nicht besser aus.
„Das kriegst du nie hin, dass der schön aussieht, selbst mit
Schmuck wird er immer hässlich bleiben, glaub es mir“, sagte der Vater zu
seiner Tochter. „Ich wünsche dir viel Spaß dabei, aber lass mich bitte mit dem
Schmücken in Ruhe. Du wolltest dieses Ding und jetzt bist du auch dafür
verantwortlich, wie er später aussieht. Ich will damit nichts zu tun haben.“
Das Mädchen gab sich alle Mühe. In ihrem Kopf hatte sie
genau ein Bild davon, wie das Endwerk aussehen sollte. Mit viel Liebe und
Hingabe verwandelte sie dieses hässliche Etwas in ein kleines Kunstwerk. Überall
hingen bunte Kugeln, kleine Engel und Lämpchen. Durch den Schmuck fiel die kleinen zweige nicht mehr
auf. Nun musste nur noch der große Stern befestigt werden. Da Ida zu klein war
und sie ihren Vater nicht fragen wollte, bat sie die Mutter um Hilfe. Trotz der
krummen Baumspitze, ließ sich der Stern problemlos befestigen. Irgendwie war
diese krumme Spitze wie für diesen Stern gemacht. „Fertig“, sagte Ida. „Ist er
nicht schön?! Das ist der schönste Weihnachtsbaum, den wir bisher hatten, genau
so habe ich ihn mir vorgestellt“, sagte sie strahlend.
Die Mutter nahm sie liebevoll in den Arm und lobte sie, dass
sie aus diesem Baum so einen schönen Weihnachtsbaum gemacht hat. Nun kam auch
der Vater ins Zimmer und traute seinen Augen nicht. War das wirklich der
hässliche Baum, den sie gekauft hatten?
„Gut gemacht“, lobte er seine Tochter und diese Worte aus
seinem Mund zu hören machte sie sehr stolz.
„Nun wird es doch noch ein schönes Weihnachtsfest“, sagte
sie mit strahlenden Augen. Als die Eltern ihre Tochter so glücklich sahen,
wurde ihnen richtig warm ums Herz. Nun wussten auch sie, dass das diesjährige
Weihnachtsfest etwas ganz Besonderes werden würde und so war es dann auch.
© Britta Kummer
Geschichte aus:
Weihnachten … und noch mehr
Taschenbuch: 60 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (2. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3738645535
ISBN-13: 978-3738645538
Auch als E-Book erhältlich!
Britta Kummer ist Autorin. Sie schreibt Kinder-, Jugend- und Kochbücher, wurde in Hagen geboren und wohnt heute in Ennepetal. Inzwischen ist auch ein Buch zum Thema MS auf dem Markt. Ihr Buch „Willkommen zu Hause, Amy" wurde im Januar 2016 mit dem Daisy Book Award ausgezeichnet. Der Kärntner Lesekreis „Lesefuchs“ vergibt in unregelmäßigen Abständen diese Auszeichnung für gute Kinder- und Jugendliteratur. http://brittasbuecher.jimdo.com/
Weihnachten … und noch mehr
Taschenbuch: 60 Seiten
Verlag: Books on Demand; Auflage: 1 (2. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3738645535
ISBN-13: 978-3738645538
Auch als E-Book erhältlich!
Britta Kummer ist Autorin. Sie schreibt Kinder-, Jugend- und Kochbücher, wurde in Hagen geboren und wohnt heute in Ennepetal. Inzwischen ist auch ein Buch zum Thema MS auf dem Markt. Ihr Buch „Willkommen zu Hause, Amy" wurde im Januar 2016 mit dem Daisy Book Award ausgezeichnet. Der Kärntner Lesekreis „Lesefuchs“ vergibt in unregelmäßigen Abständen diese Auszeichnung für gute Kinder- und Jugendliteratur. http://brittasbuecher.jimdo.com/