Das
Weihnachtskrokodil und andere UNfeierliche Weihnachtsgedichte
Der Super-Weihnachtsmann
„Santa“,
sagte Michael,
„heut’
kommt ’ne Show auf RTL –
die
suchen, so steht’s im Programm
den
ersten Super-Weihnachtsmann.
Das geht
mir voll gegen den Strich!“
„Der
Weihnachtsmann, der bin doch ich!“
Der
Weihnachtsmann war höchst empört.
„So was
hab’ ich noch nie gehört!
Das tut
mir in der Seele weh!
Wer
hatte diese Schnapsidee?“
„Du
kennst ihn“, sagte der Engel darauf.
„Der war
schon immer ein Haudrauf.
Gebor’n
ist er in Niedersachsen,
und
seither macht er nichts als Faxen.
Blond
ist er, frech und er heißt Dieter.
Der
Weihnachtsmann rief: „Der schon wieder!
Den wird
einmal der Teufel holen!
Wie hieß
er doch gleich, war’s nicht …?“
Santa
runzelte die Stirn.
„Den hab
ich nicht mehr im Gehirn,
ich hab
den Namen wohl verdrängt.
Der hat
sich noch nie angestrengt,
brav zu
sein und kultiviert,
drum hab
ich ihn längst ausradiert
aus dem
goldenen Himmelsbuch.
Der
kriegt von mir keinen Besuch.
Seit
Jahren war ich bei dem nicht zuhaus’.“
„Jetzt
sucht er sich selbst einen Santa Klaus“,
sagte
der Engel, „das ist verwegen!“
„Nein!“,
rief der Weihnachtsmann, „denn dagegen
werde
ich was unternehmen!
Ich
würde mich sonst ewig grämen.
Ist denn
mein Schlitten schon fertig gemacht?“
Der
Engel nickte. „Bis Viertel nach acht
ist aber
nicht mehr sehr viel Zeit,
und bis
zum Studio ist es weit.“
„Was
kümmern mich schon Zeit und Raum
das ist
doch nur ein Menschentraum,
ICH bin
schließlich der Weihnachtsmann!
ICH
komme immer pünktlich an!“
Als
Santa Klaus zum Studio kam,
fing die
Show gerade an.
Er
wollte kaum glauben, was er sah.
Was
waren denn da für Figuren da?
Ein
Mann, tätowiert vom Zeh bis zum Ohr
trug auf
der Flöte Oh Tannenbaum vor.
Einer,
ein halb nackter Muskelmann –
er hatte
ein weiß-rotes Höschen an,
und eine
Mütze mit einer Bommel –
hämmerte
auf einer Kesseltrommel,
und
grölte dazu Stille Nacht.
Was dann
kam, hat Santa in Rage gebracht.
Sein
Bart stand zu Berge, so groß war der Schock.
Eine
Weihnachts-Frau! Im roten Rock!
Da ist
ihm die Sicherung durchgebrannt.
Der
Weihnachtsmann ist auf die Bühne gerannt,
und hat
gerufen: „Schluss jetzt damit!“
Da sagte
der Dieter: „Was soll der Shit?
Geh von
der Bühne alter Mann,
du
bist jetzt noch gar nicht dran!
Und
überhaupt – dein Kostüm is’ oll!“
Da war
das Maß für den Weihnachtsmann voll.
Er
blitzte den Showmaster wütend an.
„So
spricht man nicht mit dem Weihnachtsmann!
Pass mal
auf du dummer Junge!“
Er
schnalzte zweimal mit der Zunge,
drauf
setzte Schneegestöber ein,
und
durch den Bühneneingang herein,
jagte
sein Schlitten auf silbernen Kufen
die
Rentiere rannten mit glühenden Hufen.
Der
Dieter sank zurück in den Stuhl.
„Wow“,
sagte er, „die Nummer ist cool!“
Dann sah
er die anderen Preisrichter an.
„Das ist
der Super-Weihnachtsmann!
Die
andern können alle geh’n!“
Da blieb
der Schlitten plötzlich steh’n.
Der
Weihnachtsmann rief: „Ho, ho, ho,
da bin
ich aber wirklich froh!
The show is over, lieber Dieter,
ich komm
am Heiligen Abend wieder.
Bis
dahin hast du Galgenfrist.
Und wenn
du schön artig bist,
komm ich
vielleicht sogar zu dir,
doch
jetzt will ich nur weg von hier.“
Drauf
sah man den Schlitten durchs Studio fliegen,
dann war
er weg – nur der Schnee blieb liegen.
Der
Dieter brummte: „Das war nicht schlecht!
War der am
Ende … echt?“
Klappentext
Weihnachtsgedichte
auch für Weihnachtsmuffel, mehr unsinnig als besinnlich, aber mit garantiertem
Schmunzelfaktor. Ein Krokodil frisst alle Geschenke, Familie Floh feiert ihr höchst
eigenes Weihnachten, ein Nussknacker bekommt eine Nussallergie, …
Zwölf
skurrile UNfeierliche Reimgeschichten rund um Weihnachten aus dem Bayerischen
Rundfunk von Brigitte Endres.
Vita:
Brigitte
Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute
arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und
der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele
verschiedene Sprachen übersetzt.
www.brigitte-endres.de
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