Freitag, 4. Dezember 2015

Der Super-Weihnachtsmann von Brigitte Endres






Das Weihnachtskrokodil und andere UNfeierliche Weihnachtsgedichte


Der Super-Weihnachtsmann

„Santa“, sagte Michael,
„heut’ kommt ’ne Show auf RTL –
die suchen, so steht’s im Programm
den ersten Super-Weihnachtsmann.
Das geht mir voll gegen den Strich!“

„Der Weihnachtsmann, der bin doch ich!“
Der Weihnachtsmann war höchst empört.
„So was hab’ ich noch nie gehört!
Das tut mir in der Seele weh!
Wer hatte diese Schnapsidee?“

„Du kennst ihn“, sagte der Engel darauf.
„Der war schon immer ein Haudrauf.
Gebor’n ist er in Niedersachsen,
und seither macht er nichts als Faxen.
Blond ist er, frech und er heißt Dieter.

Der Weihnachtsmann rief: „Der schon wieder!
Den wird einmal der Teufel holen!
Wie hieß er doch gleich, war’s nicht …?“
Santa runzelte die Stirn.
„Den hab ich nicht mehr im Gehirn,
ich hab den Namen wohl verdrängt.
Der hat sich noch nie angestrengt,
brav zu sein und kultiviert,
drum hab ich ihn längst ausradiert
aus dem goldenen Himmelsbuch.
Der kriegt von mir keinen Besuch.
Seit Jahren war ich bei dem nicht zuhaus’.“

„Jetzt sucht er sich selbst einen Santa Klaus“,
sagte der Engel, „das ist verwegen!“
„Nein!“, rief der Weihnachtsmann, „denn dagegen
werde ich was unternehmen!
Ich würde mich sonst ewig grämen.
Ist denn mein Schlitten schon fertig gemacht?“
Der Engel nickte. „Bis Viertel nach acht
ist aber nicht mehr sehr viel Zeit,
und bis zum Studio ist es weit.“
„Was kümmern mich schon Zeit und Raum
das ist doch nur ein Menschentraum,
ICH bin schließlich der Weihnachtsmann!
ICH komme immer pünktlich an!“

Als Santa Klaus zum Studio kam,
fing die Show gerade an.
Er wollte kaum glauben, was er sah.
Was waren denn da für Figuren da?
Ein Mann, tätowiert vom Zeh bis zum Ohr
trug auf der Flöte Oh Tannenbaum vor.
Einer, ein halb nackter Muskelmann –
er hatte ein weiß-rotes Höschen an,
und eine Mütze mit einer Bommel –
hämmerte auf einer Kesseltrommel,
und grölte dazu Stille Nacht.

Was dann kam, hat Santa in Rage gebracht.
Sein Bart stand zu Berge, so groß war der Schock.
Eine Weihnachts-Frau! Im roten Rock!
Da ist ihm die Sicherung durchgebrannt.
Der Weihnachtsmann ist auf die Bühne gerannt,
und hat gerufen: „Schluss jetzt damit!“

Da sagte der Dieter: „Was soll der Shit?
Geh von der Bühne alter Mann,
du bist jetzt noch gar nicht dran!
Und überhaupt – dein Kostüm is’ oll!“

Da war das Maß für den Weihnachtsmann voll.
Er blitzte den Showmaster wütend an.
„So spricht man nicht mit dem Weihnachtsmann!
Pass mal auf du dummer Junge!“
Er schnalzte zweimal mit der Zunge,
drauf setzte Schneegestöber ein,
und durch den Bühneneingang herein,
jagte sein Schlitten auf silbernen Kufen
die Rentiere rannten mit glühenden Hufen.

Der Dieter sank zurück in den Stuhl.
„Wow“, sagte er, „die Nummer ist cool!“
Dann sah er die anderen Preisrichter an.
„Das ist der Super-Weihnachtsmann!
Die andern können alle geh’n!“

Da blieb der Schlitten plötzlich steh’n.
Der Weihnachtsmann rief: „Ho, ho, ho,
da bin ich aber wirklich froh!
The show is over, lieber Dieter,
ich komm am Heiligen Abend wieder.
Bis dahin hast du Galgenfrist.
Und wenn du schön artig bist,
komm ich vielleicht sogar zu dir,
doch jetzt will ich nur weg von hier.“

Drauf sah man den Schlitten durchs Studio fliegen,
dann war er weg – nur der Schnee blieb liegen.
Der Dieter brummte: „Das war nicht schlecht!
War der am Ende … echt?“

Klappentext
Weihnachtsgedichte auch für Weihnachtsmuffel, mehr unsinnig als besinnlich, aber mit garantiertem Schmunzelfaktor. Ein Krokodil frisst alle Geschenke, Familie Floh feiert ihr höchst eigenes Weihnachten, ein Nussknacker bekommt eine Nussallergie, …
Zwölf skurrile UNfeierliche Reimgeschichten rund um Weihnachten aus dem Bayerischen Rundfunk von Brigitte Endres.

Vita:
Brigitte Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt.  www.brigitte-endres.de

Amazon: